Schon vor einigen Monaten habe ich – in meinem Blog „Urheberrechtscafé“ etwas zum Thema Unsicherheit geschrieben. Dieses Gefühl der Unsicherheit und auch der „Machtlosigkeit“ schwappt immer deutlicher durch meine Twitter-Timeline – so gerade auch in den letzten Tagen (ich möchte hier bewußt keinen Beitrag verlinken!). Urheberrecht und Datenschutzproblematik sind dabei zwei wichtige Auslöser dieses überbordenen Unsicherheitsgefühls. Während ich – für mich – das Thema Urheberrecht noch „mehr oder weniger“ überschauen kann, weil ich in diesem Bereich täglich arbeite, stellt das Thema Datenschutz auch mich regelmäßig vor gedankliche Herausforderungen. Dabei meine ich nicht unbedingt die festgeschriebene rechtliche Seite – denn klar – ich kann alles prüfen und nachlesen, vielmehr stoße ich bei der Frage des Zusammenspiels von Technik und Datenschutz stark an meine Grenzen. So bleibt auch bei mir immer wieder ein „unsicheres“ Gefühl.
Heute nun fand in Essen eine Veranstaltung statt, die sich die Ausarbeitung einer digitalen Charta zum Ziel gesetzt hat. Bei dieser digitalen Charta soll es eben auch um das Thema Datenschutz bzw. um den Schutz der Privatsphäre im Netz gehen.
Wie es war? Ich bin etwas ratlos. Es gab einige gute Beiträge und interessante Aspekte. Es gab aber auch wichtige Punkte, die mir fehlten. Ein Schlüsselwort war „Vertrauen“. Professor Heckmann (@elawprof) hat Vertrauen als die Grundlage für das Web 3.0 angeführt. Das sehe ich auch so. Allerdings sagt Google (vertreten durch Herrn Haller): die Kunden vertrauen uns. Ja, wirklich? Glücklicherweise hat auch jemand aus dem Publikum diese Frage gestellt – denn ich würde bei mir nicht wirklich von „Vertrauen“ sprechen.
Aufschlußreich war auch die sehr unterschiedliche Wahrnehmung des Datenschutzes. Ist der in Deutschland strenge Datenschutz ein Vorteil und eine Errungenschaft – wobei die Regelungen natürlich der technischen Entwicklung angepaßt werden müssen – oder handelt es sich um einen völlig überholten Hemmschuh? Interessant auch, daß sogar aus dem Publikum im Bereich Datenschutz eine „verbale Abrüstung“ gefordert wurde. Ich bin da unsicher. Einerseits möchte ich für mich einen gewissen Entscheidungsspielraum haben, andererseits ist mir klar, daß dieser Spielraum auch Kompetenzen (technische Kompetenz, Mediennutzungskompetenz etc.) erfordert.
Was mir wirklich fehlte? Die Einbeziehung der anwesenden Nutzer! Frau Leutheusser-Schnarrenberger sprach zwar von Dialog – aber eigentlich war es nur ein Austausch der altbekannten Positionen ohne Einbeziehung der Teilnehmer der Veranstaltung. Wo bleibe ich als Nutzerin in meiner Doppelrolle, in der ich einerseits meine Leserinnen und Leser informieren muß (und manchmal gar nicht weiß wie/worüber) und andererseits selber Seiten nutze?
Jedenfalls habe ich nach der Veranstaltung noch zwei gute Gespräche geführt – mit einem Teilnehmer der Veranstaltung und mit @kriegs_recht.
Und falls es jemanden interessiert: Gipfelprozess—12.11 meine Tweets zur heutigen Veranstaltung!