Eher zufällig habe ich Ende November – innerhalb weniger Tage – zwei sehr unterschiedliche Sessions zum Thema „mobile Zahlungsmittel“ mitbekommen und zwar beim #bcrm12 und beim #cch12. Die beiden Veranstaltungen waren sehr unterschiedlich und teilweise auch widersprüchlich. Aber der Reihe nach:
1. Die Session von Volkan Özkan/paij beim #bcrm12
Volkan Özkan von paij hat beim Barcamp Rhein-Main in Wiesbaden eine Session mit dem Titel „Mobile Payment goes Social“ gehalten. Zugegeben: ich war eigentlich nur deshalb in der Session, weil die anderen Themen für mich (zumindest auf den ersten Blick) weniger interessant waren. Aber neugierig war ich schon auf das Thema. Twitternd habe ich den Kern der Session festgehalten:
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Ich hatte nach dieser Session den Eindruck, daß sich im Bereich der mobilen Zahlungsmöglichkeiten derzeit relativ wenig bewegt und daß nur die Bezahlmöglichkeit per QR-Code überhaupt zukunftsfähig sei. Interessant – aber gleichzeitig auch problematisch – war die Idee, das Thema aus der Perspektive des Konsumenten (also des Nutzers) anzugehen. Mir war bis zum Ende nicht klar, worin der besondere Vorteil dieser Zahlungsart liegen soll und warum ich „meine“ Händler überzeugen sollte, demnächst diese Zahlungsart anzubieten. Es kann aber gut sein, daß dies mit der Tatsache zusammenhängt, daß ich im Bereich der „Zahlungswege“ sicher kein „early adopter“ bin.
2. Die Session von André M. Bajorat beim #cch12
Zur Session von André M. Bajorat mit dem Titel „future cash“ bin ich (leider) ein paar Minuten zu spät gekommen. Auch hier habe ich twitternd versucht, die Kernaussagen festzuhalten:
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Diese Session enthielt einige Überraschungen und auch Neuigkeiten für mich. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, daß die Bargeldquote in Deutschland noch so hoch ist. Auch die Entwicklung der Zahlungsmöglichkeiten (Spardose, Sparbuch, Girokonto, Kreditkarte …..) konnte ich für mich gut nachvollziehen. Im Gegensatz zu der Session wenige Tage zuvor hatte ich hier den Eindruck, daß es sehr viele unterschiedliche Projekte gibt, mobile Zahlungen zu ermöglichen. Inwieweit diese Projekte tatsächlich sinnvoll und zukunftsfähig sind vermag ich – natürlich – nicht zu beurteilen.
3. Die Nachdenkpunkte …..
Gerade die – wirklich zufällige – zeitlich nahe Aufeinanderfolge dieser beiden Sessions hat mich in bezug auf einige Punkte nachdenklich gemacht. Ich habe die beiden Sessions als sehr widersprüchlich empfunden – aber das hat auch mit den nachfolgenden „Nachdenkpunkten“ zu tun.
(a) Welche Rolle hat der jeweilige Sessiongeber?
Die sehr unterschiedliche Ausrichtung und Wirkung der beiden Sessions hat meines Erachtens sehr stark mit der konkreten Rolle der Sessiongeber zu tun – das ist mir aber auch erst später klar geworden. Volkan Özkan ist als Vertreter des Anbieters paij aufgetreten und hat (was völlig legitim ist) diese Lösung vorgestellt. André M. Bajorat ist – wie sich aus seiner Website ergibt – in dem Bereich beratend tätig. Insofern verfolgen beide Sessiongeber völlig unterschiedliche Ziele.
(b) Wo befinde ich mich?
Ich bin – wie schon erwähnt – gerade im Bereich Zahlungsmittel kein „early adopter“. Man muß mir schon sehr deutlich zeigen, daß eine bestimmte Zahlungsweise notwendig ist bzw. für mich unschlagbare Vorteile bietet. Mit meinen bisherigen Zahlungsmöglichkeiten bin ich zufrieden. Insofern fiel es mir schwer, den Vorteil der QR-Code-Methode für mich zu erkennen (zumal ich kein dafür notwendiges Paypal-Konto besitze). Das Aufzeigen der vielen Möglichkeiten durch André M. Bajorat war für mich erkenntnisreicher als die Information über die QR-Code-Methode von paij. Schwachstelle der Session von Volkan Özkan war für mich, daß die unterschiedlichen Methoden nicht vorgestellt wurden – sondern sehr pauschal als „hat sich alles nicht durchgesetzt“ abklassifiziert wurden. Nach der Session von André M. Bajorat hatte ich hier einen völlig anderen Eindruck – auch wenn viele der angeführten Projekte eher im Ausland laufen.
(c) Und was ist mit der Hausbank?
Die Session von André M. Bajorat hat für mich sehr stark das Konzept der Hausbank in frage gestellt. Ich stelle selber fest, daß wir in dem Punkt in den letzten Jahren eine „schleichende“ Abwertung erlebt haben. Während es früher eher die Ausnahme war, bei mehreren Banken Konten zu haben, ist dies mittlerweile schon eher die Regel. Der Konkurrenzkampf der Banken um die Kunden ist sehr deutlich. Bei einem Bankwechsel werden mir (von der neuen Bank) größere Vorteile eingeräumt als wenn ich (treu) bei „meiner“ Bank bleibe. Banken sind in einem gewissen Sinne austauschbar geworden. Nimmt man hinzu, daß auch die Kreditkartenunternehmen und diverse E-Commerce-Anbieter eine gewissen Eigenständigkeit entwickeln bzw. entwickelt haben, dann stellt sich schon die Frage, was aus den Banken werden wird. Ich habe twitternd die Frage gestellt, ob Banken morgen das „Printschicksal“ teilen werden. Sobald man die Tätigkeiten der Banken nur noch im Bereich der Abwicklung sieht (und diese Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen), sind Banken komplett austauschbar und wohl auch ersetzbar. Damit stellen sich für mich mehrere Fragen:
Was ist das (zukünftige) Geschäftsmodell der Banken?
Wie entwickelt sich der „Markt“, wenn ein oder mehrere Banken „verschwinden“?
Welche Rollen spielen Banken noch und wofür brauchen wir sie?
(d) Wer bewegt in dem Markt überhaupt etwas?
Volkan Özkan hatte in seiner Session versucht, uns als Kunden zu „aktivieren“. Natürlich haben die Kunden – insgesamt – eine gewisse Marktmacht. Ich persönlich glaube aber nicht, daß Kunden im Bereich der Zahlungsmittel/-methoden etwaws bewegen können. Letztlich entscheidet jeder Kunde selbst, ob er/sie in einem bestimmten Geschäft (egal ob online oder offline) etwas kaufen möchte und ob er/sie die angebotenen Zahlungswege akzeptiert. Natürlich kann die Information an den Geschäftsinhaber „ich würde ja gerne bei Ihnen kaufen, aber Sie akzeptieren XY nicht ….“ eine Änderung bewirken. Ich vermute aber, daß nur wenige Kunden einen Nichtkauf begründen und ich bin auch nicht davon überzeugt, daß man auf diese Art und Weise völlig neue Zahlungsmethoden etablieren kann.
Wer aber sind die „Player“ die das können? Die Banken könnten sich hier einbringen und damit ihre Bedeutung unterstreichen. Hier sehe ich aber zur Zeit wenig Interesse. Weit realistischer ist meines Erachtens, daß Kreditkartenunternehmen und z.B. auch Telekommunikationsunternehmen oder größere E-Commerce-Anbieter eher bereit sind, neue Wege zu probieren.
Insgesamt: ein sehr komplexes Thema, in das ich durch die beiden Sessions einen kleinen Einblick bekommen konnte. Dafür danke ich beiden Sessiongebern!