Am 2. Juli vor 10 Jahren…..

…. habe ich den Twitteraccount @A_Christofori angelegt.

Die ersten Schritte
Meine allersten Schritte auf Twitter habe ich schon „ein paar Tage früher“ gemacht, mit dem damals eher lokal ausgerichteten Account @AChristofori. Kurz nach meinem damaligen Twitterstart starb Pina Bausch – für Wuppertal ein sehr einschneidendes Ereignis. Ich fand es faszinierend, wie schnell ich diese Information über Twitter mitbekommen konnte.
Dies war dann der Auslöser, meinen heutigen Hauptaccount @A_Christofori anzulegen.

Der erste Tweet
Mein allererster Tweet auf dem Account @A_Christofori war übrigens:
„Sommer, Sonne – weniger Termine und weniger Anrufe. Ein guter Zeitpunkt um mit Twitter zu starten! Willkommen auf meinem Account!“
Gefolgt von: „Nur wer sich zeigt wird auch gesehen. ich zeige mich jetzt also auf Twitter und bin gespannt auf das, was passieren wird!“
Ja, ich war gespannt und es ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um die vergangenen 10 Jahre Revue passieren zu lassen.

Wie es sich entwickelt hat….
Lange Zeit habe ich Twitter eher passiv und lesend, also als eine Art Informationsquelle für mich, genutzt. Ich habe ein paar Tweets zu aus meiner Sicht beruflich relevanten Themen geschrieben, Interaktion gab es kaum. Das änderte sich ab 2012. Ich habe in dem Jahr das Livetwittern von Events für mich entdeckt. Ich habe von Konferenzen, Barcamps und anderen Veranstaltungen twitternd berichet. Es war einerseits eine Möglichkeit, meine Gedanken und Fragen „online“ festzuhalten, gleichzeitig erlaubte dies aber auch ein Gespräch mit den Menschen, die einer bestimmten Konferenz/Veranstaltung folgten. Es gab also einen doppelten Effekt: die „Liveveranstaltung“ an sich und das digitale Twittergespräch über die Veranstaltung beziehungsweise die von mir und anderen berichteten Inhalte. Durch diese Gespräche habe ich manche interessante Anregung oder Gegenfrage bekommen, aus dem einen oder anderen Gespräch wurden auch Twitterkontakte. Gleichzeitig überdeckte das Livetwittern und der damit verbundene digitale Austausch, daß ich vor Ort eigentlich selten ins Gespräch kam. Ich war dabei, ich störte nicht, aber meine Gespräche fanden fast nur online statt.

Twittern und Bloggen – auch über Twitter
Zeitgleich zu meiner aktiveren Twitternutzung habe ich angefangen, kleinere Beiträge zu bloggen – erst zu den besuchten Konferenzen und Barcamps, dann aber auch zu twitterspezifischen Fragestellungen – Begrüßungsnachrichten, ff, Twitter-Cocktailparty-Theorie, Vielfalt in der Twittertimeline, schlechten Tweets, Thesen zu Twitter und wie wir ins Gespräch kommen. Twitter hat mir dabei gleichzeitig die thematische Anregung als auch die Möglichkeit geliefert, auf meine Beiträge hinzuweisen. So war es absolut passend, daß ich 2015 eine Kategorie „Twittergespräche“ eingerichtet habe.
Erstaunlicherweise finde ich viele der Gedanken aus den Blogbeiträgen immer noch ziemlich aktuell……

Die Veränderungen
Denn sowohl Twitter als Plattform als auch ich haben uns verändert.
Bei Twitter wurden die Favsterne durch Herzchen ersetzt – etwas, das mich noch immer stört (Herzen haben in meinem Leben nichts zu suchen!), Funktionen, die ich mochte, wurden abgeschafft oder erschwert, die Anzahl der Zeichen erweitert.
Ich selbst wurde älter, habe mich mit Themen auseinandergesetzt, die nicht mainstream- und damit auch wenig twittertauglich sind und mußte letztendlich feststellen, daß meine Gespräche und Kontakte bestenfalls flüchtig sind.

Das herannahende Jubiläum habe ich daher auch genutzt, um einseitige und einseitig gewordene „Kontakte“ zu hinterfragen und teilweise zu löschen, auch einige DMs und meinen Anteil an einigen Threads habe ich gelöscht. Das war (und ist) ein wichtiger Nachdenk- und Reinigungsprozeß.

Krise und Fazit
Auch über meine allgemeine Situation habe ich nachgedacht – und fernab von Twitter ist das einfacher und sinnvoller. Die digitalen Gespräche haben lange überdeckt, daß ich im analogen Leben nur noch wenig Kontakte hatte und habe. Nach dem Tod meiner Mutter fiel mir das „auf die Füße“. Es trat eine Situation ein, wo ich völlig alleine dastand. 2018 war kein gutes Jahr und ich habe mich – aufgrund einer sehr persönlichen Verletzung – Anfang September erst einmal völlig zurückgezogen. Das Ausmaß der Veränderungen konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht absehen, ich bin mir nicht einmal sicher, ob ich jetzt den völligen Überblick habe.
Gleichzeitig hat sich mein Erleben der Twitternutzung verändert. Vielleicht liegt es daran, daß ich in den letzten zwei Jahren zum Teil sehr viel persönlichere Dinge getwittert habe, vielleicht auch daran, daß mich manche Dinge stärker treffen als früher. Aber die guten Gespräche „von früher“ wurden und werden seltener, die „Replies from hell“ – also die Antworten, die man so gar nicht unter seinen Tweets haben möchte, nehmen zu. Liegt es an mir? Liegt es an den Menschen, denen ich folge beziehungsweise die mir folgen? Liegt es an den Themen? Ich weiß es nicht. Ich habe nur gemerkt, daß sich eine aktive Twitternutzung gerade völlig falsch anfühlt.

Waren es einfach 10 Jahre Selbstbetrug? Es ist ein Gedanke, der mir durchaus gelegentlich kommt – so wie ich mir auch gelegentlich die Frage stelle, ob ich glücklicher wäre, wenn ich mich nie angemeldet hätte. Beides Fragen, die sich im Nachhinein nicht beantworten lassen. Im Moment weiß ich nicht einmal, ob ich – über das Ankündigen von Blogbeiträgen hinaus – irgendwann wieder aktiv twittern möchte. Zum jetztigen Zeitpunkt fühlt es sich falsch an. Es ist ein bißchen so als ob Don Quixote gegen die Windmühlenflügel antwittern wollte. Es stört (fast) niemanden, mancher nimmt es staunend oder verächtlich zur Kenntnis, ein paar nicken und lächeln freundlich, aber es verändert nichts – weder für Don Quixote (beziehungsweise für mich) noch für die Windmühlenflügel (und schon hängt das Bild schief, denn wer oder was wären in meinem Beispiel jetzt die Windmühlenflügel?)…..

Ich werde mir jetzt ein Buch nehmen (vielleicht sogar mal den Don Quixote) und fernab von Twitter den Abend verbringen.

2 Gedanken zu „Am 2. Juli vor 10 Jahren…..“

  1. Was wäre eine Reaktion, die du dir gewünscht hättest? Bezogen auf den letzten Absatz, du hast klar in einem Tweet geschrieben, dass Twitter für dich momentan nichts ist und du dazu keine Diskussion startet willst. Beides absolut dein Recht, aber dann darf man sich nicht wundern, wenn die Reaktion ausbleibt auch wenn es Reaktionen gegeben hat man respektiert diese Entscheidung. Und auch aus dem realen Leben verglichen kann man nicht mit zig Personen im tieferen Austausch stehen, manchmal ist es mehr dann wieder weniger, aber es ist begrenzt. Das ist etwas was immer wieder in den Hintergrund gerät, in der Erwartung man kommuniziert mit doch so vielen Menschen.

    1. Danke für Deine Antwort – schön, Dich hier zu lesen!
      Es geht gar nicht mal um Reaktionen, die ich mir gewünscht hätte, sondern eher um die Wirkung, die manche Reaktionen haben. Dazu muß ich irgendwann mal – in einer ruhigen Minute – separat einen Beitrag schreiben.

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