Ich kann mich noch gut an die letzten Junitage des letzten Jahres erinnern. Das Crowdfunding von ununitv stand kurz vor dem Abschluß, es fehlte noch ein relativ großer Betrag, um die „Erfolgsschwelle“ zu erreichen und wir haben bis zum allerletzten Tag getwittert und gezittert. Selten habe ich so oft auf einer Webseite „vorbeigeschaut“, wie damals auf der Crowdfundingseite bei startnext.
Heute vor einem Jahr (damals ein Montag) saß ich erleichtert und glücklich vor meinem Computer, denn wir hatten am frühen Abend das Crowdfunding erfolgreich abgeschlossen. Das Engagement bei ununitv war (und ist) vor allem eine intensive Zeit des Lernens und Ausprobierens.
Lernerfahrung: Hangout
Ein oder zwei kleine „interne“ Hangouts hatte ich schon vor meiner Begegnung mit #ununitv gemacht. Aber mit ununitv ging es dann richtig los: wöchentliche interne Hangouts, Übungsmöglichkeiten, im Mai der allerste Hangout on Air (HoA) und immer wieder das Beschäftigen mit Dingen, die mir vorher völlig fremd waren: wie richtet man im Hangout eine Bauchbinde ein, wo sollte man die Webcam positionieren, wie kann man die Lichtverhältnisse verbessern …… Ich bin sicherlich keine Expertin geworden, aber eine gewisse Grunderfahrung habe ich gewonnen.
Lernerfahrung: Crowdfunding
Noch spannender war die Lernerfahrung im Crowdfunding. Ich hatte mich vorher schon mit einem kleinen Betrag bei einem Crowdfunding beteiligt (nämlich beim C3S-Barcamp), den eigentlichen Prozeß hatte ich aber nicht begleitet. Bei ununitv habe ich viele Schritte auch von innen – also aus einer völlig anderen Perspektive – wahrgenommen. Wir haben in den vielen Hangouts über Texte, Inhalte und Vorgehensweise diskutiert, wir haben in Hangouts immer wieder erzählt, was wir uns von ununitv versprechen, wir haben unsere Twittertimelines mit Infos „überflutet“ und wir waren am Ende erfolgreich. Es war aber ein steiniger und arbeitsreicher Weg. Fragen, Anregungen und Kritik zum Projekt habe ich in der Zeit dankbar – aber manchmal auch ein bißchen ratlos – entgegengenommen. Aus dieser Zeit habe ich zwei wichtige Erkenntnisse mitgenommen:
(1) in jedem Konzept gibt es Schwachstellen. Das ist völlig normal. Gerade im Crowdfunding führen Schwachstellen jedoch zu zwei möglichen Reaktion: entweder das Projekt wird nicht unterstützt oder es wird kritisiert. Kritik ist für die Entwicklung von Konzepten sehr wertvoll, während das Crowdfunding läuft ist sie aber „zu spät“. Meines Erachtens wäre es wichtig, eine Art Testlauf vor dem Start des Crowdfundings zu machen, um (berechtigte) Kritik und offensichtliche Schwachstellen rechtzeitig zu erkennen.
(2) durch Crowdfunding kann man kein Netzwerk aufbauen, das Netzwerk muß vorher schon vorhanden sein. Es ist für ein erfolgreiches Crowdfunding meines Erachtens extrem wichtig, daß sich die Unterstützer auf ihren Kanälen einbringen und zu dem Projekt äußern. Je mehr Unterstützer dies tun, desto größer die Erfolgswahrscheinlichkeit (wenn das Konzept gut ist!).
Lernerfahrung: Gplus-Community
So begeistert ich von den Möglichkeiten der Hangouts bin, so genervt bin ich manchmal von der Community-Struktur bei Gplus. Vielleicht bin ich in der Hinsicht noch von früheren Gruppen bei Xing verwöhnt (damals, als die Xing-Welt für mich noch in Ordnung war). Aber ich finde es immer wieder mühsam, bei Gplus ältere Beiträge zu finden. Auch werden mir nur Antworten auf die Beiträge angezeigt, auf die ich selbst geantwortet habe. So manche wichtige Diskussion habe ich dadurch erst ziemlich spät entdeckt, weil ich auf den Ausgangsbeitrag nicht geantwortet habe. Etwas mehr „Übersichtlichkeit“ würde mich glücklich machen …..
Lernerfahrung: Erfolge müssen gefeiert werden
Die gemeinsame Crowdfunding-Arbeit für ununitv war sehr motivierend und hat mich mit Menschen ins Gespräch gebracht, die ich vorher gar nicht oder nur wenig kannte. Mit einem immensen Zeitaufwand haben wir immer wieder auf das Projekt aufmerksam gemacht, Menschen „angesprochen“, Fragen beantwortet, nach Multiplikatoren gesucht …… Nach dem erfolgreichen Ende waren wir erst einmal ziemlich erledigt. Wir wollten zwar irgendwann feiern, aber die Idee ist im Alltag untergegangen. Nach der „Sommerpause“ folgte für mich eine Zeit, in der ich stärker mit anderen Dingen beschäftigt war. Ja, und plötzlich hatte ich ein bißchen den Anschluß verloren und verfolgte die Entwicklung von ununitv eher aus der Ferne. Zumindest bei mir war die Luft ein bißchen raus und der Enthusiasmus des Frühsommers fehlte. Ich glaube, daß mir eine gemeinsame Feier des Erfolgs geholfen hätte, diesen Enthusiasmus zu bewahren.
Am letzten Wochenende haben wir dann endlich gefeiert – den ersten Crowdfunding-Geburtstag. Wie es sich gehört haben wir erst gearbeitet, dann angestoßen und dann gefeiert. Ich glaube, daß wir bei diesem gemeinsamen Treffen – auch wenn natürlich nicht alle dabei sein konnten – wieder einen guten Grundstein für eine weitere gemeinsame Entwicklung legen konnten. Wohin der Weg gehen wird, wird sich zeigen. Als Unterstützerin habe ich aber eine lebenslange Mitgliedschaft – auch ein schöner Gedanke!
Herzlichen Glückwunsch #ununitv – ich freue mich auf die nächste Feier!