Das #scicamp liegt nun schon ein paar Tage zurück und ich möchte meine Eindrücke vom Sonntag noch „nachtragen“.
Begonnen haben wir mit einer Diskussionsrunde zum Thema „Begeisterung für wissenschaftliche Themen rüberbringen“. @henningkrause hatte diese Frage am Vortag zum Abschluß seiner Session gestellt. Ich fand es gut, daß die Frage aufgegriffen wurde – das Format „Diskussion“ paßte meines Erachtens aber nicht wirklich zur Frage, vor allem nicht zum Begriff „Begeisterung“. Die Beiträge drehten sich vielmehr um „zielgerichtete und strategische Vorgehensweise“, „Hype“ und darum, wie man Menschen zu einer Handlung (Interaktion, Voting etc.) bringen kann. Auf die Frage nach möglichen Web2.0-Aktion wurde – als ein Beispiel – der Science Photo Walk genannt.Sehr ansprechend fand ich die Frage „wie kann man das Heureka-Erlebnis in Geschichten packen?“ – wobei nicht nur das Ergebnis, sondern auch der Verlauf/der Weg erzählt werden sollte. Gerade die Tatsache, daß Forscher – immer wieder – scheitern und neu anfangen, bis sie einen Weg finden, bietet Potential für Geschichten und damit für die Kommunikation nach außen“. Tweetups wurden als gute Möglichkeit der Kommunikation mit der „Allgemeinheit“ gelobt – allerdings ist es dafür notwendig, eine Community bzw. eine „kritische Masse“ aufgebaut zu haben. Besucher sprechen gerne über die entsprechenden Veranstaltungen.
Interessant war dann die Diskussion über Twitter bzw. die Twitternutzung. Durch Antworten/Dialog auf Twitter kann man schnell eine Reputation aufbauen. Man sollte jedoch nicht vergessen, daß es – auch bei Twitter – passive Zuhörer gibt. Denn: auch am Lagerfeuer hat nicht jeder gesprochen. Viele Menschen sind gerne in der (passiven) Zuhörerrolle, schwierig ist aber, daß man gar nicht weiß, wer zuhört (bzw. ob jemand zuhört). Es ist jedenfalls oftmals schwierig, die Menschen zu einer aktiven Handlung („like“, Kommentar etc.) zu bewegen.Schwierig ist aber oft auch die Frage der Themenauswahl und Orientierung. Hier sind „Mittler“ immer noch hilfreich. RTs (bei Twitter) können im Hinblick auf die Fülle der Themen/Tweets ein Relevanzkriterium darstellen. Man sollte aber beachten, daß man mit Twitter bisher nicht die „Allgemeinheit“ erreichen kann.
Die Frage, wie man Wissenschaft/wissenschaftliche Themen mit Begeisterung „rüberbringen“ kann, blieb (für mich) unbeantwortet.
Als zweite Session haben @nufanFilm eine Session über YouTube gemacht. Nach einem kurzen Blick auf den YouTube-Kanal von Y-Titti haben wir gelernt, was man machen kann, um bei YouTube erfolgreich zu sein. Wichtigster Aspekt: Authentizität! Genauso wichtig: Geschichten erzählen – wenn möglich sogar im dreistufigen Aufbau – Anfang, Wendepunkt, Ende. Eine Abmoderation mit dem Hinweis auf Links, der Bitte um Kommentierung und Abonnierung des YouTube-Kanals gehört üblicherweise dazu. Aus den Kommentaren kann man dann tatsächlich Ideen für neue Beiträge generieren. Wichtig: das Publikum ist bei YouTube schon da, man muß aber tatsächlich eine eigene Community aufbauen. Dafür ist es wichtig, daß man sich in der Community bewegt und Kommentare wahrnimmt, wobei das Thema „Kommentarkultur“ durchaus schwierig sein kann. Beispiele:
Earthbook: http://www.youtube.com/watch?v=YNSNulqBqhE
University of Nottingham: http://periodicvideos.co.uk/
Kreidezeit: https://www.youtube.com/watch?v=S7Z3bleYtBU
Nach der Mittagspause hatten wir eine spontan angebotene Session zu Blogs. @erklaerfix hat uns zunächst zwei – sehr unterschiedliche – Blogportale vorgestellt – Scienceblogs und Scilogs. Beide Portale haben auch unterschiedliche Zielgruppen. Daraus entspann sich eine Diskussion zum Thema Dual Blog (siehe z.B. hier) – die Meinungen dazu waren sehr unterschiedlich. Spannend ist, ob bzw. wie die jeweiligen Texte bei der Zielgruppe „ankommen“.
Nach einem kurzen World-Café zum #scicamp haben wir dann noch in einer Abschlußrunde über die Veranstaltung an sich gesprochen. Gelobt wurde das flexible Format und die gute Atmosphäre in der relativ kleinen Runde. Es wurde aber auch darüber diskutiert, ob und wie eine Folgeveranstaltung stattfinden kann. Ist das Barcamp dafür das richtige Format? Wer sollte kommen? Wo sollte die Veranstaltung stattfinden? Sollte man die Veranstaltung thematisch eingrenzen oder möglichst offen halten? War das #scicamp tatsächlich ein Barcamp oder nicht?
Meine Ansicht: mir hat es gut gefallen, aber bei manchen Punkten bin ich schon etwas zwiespältig. Zu manchen Themen hätte ich mir andere „Formate“ gewünscht, um neue Ideen zu sammeln und in die Zukunft zu schauen, die Diskussionen waren zwar interessant, haben aber meines Erachtens nicht zu neuen Perspektiven geführt. Auch bin ich mir – im nachhinein – über meine „Rolle“ nicht ganz sicher. Einerseits bin ich Teil der „Allgemeinheit“, die für manche Themen begeistert werden soll (oder vielleicht doch nicht, denn die Frage der „Zielgruppe“ tauchte immer wieder auf), andererseits bin ich Teil der (etwas kleineren) Social-Media affinen Gruppe (Menschen, die twittern, wurden schnell als „Nerds“ bezeichnet – bin ich definitiv nicht). In „beiden“ Rollen habe ich eher zugehört und wurde eher wenig gefragt. So habe ich viel über die aktuellen Herausforderungen in der Wissenschaft/Hochschule mitbekommen – ich bin mir aber nicht sicher, ob meine Erfahrungen für die anderen Teilnehmer wirklich „wichtig“ oder „relevant“ waren.