Dabei sein oder nicht dabei sein – das ist die Frage, die sich mir im Januar 2013 stellte. Seit dem 16.01.2013 läuft der erste MOOC-Maker-Course, der #mmc13. Das Format „MOOC“ an sich ist nicht neu – ich „kenne“ es seit 2011 und mittlerweile finde ich es auch gelegentlich in meiner Twitter-Timeline. Was aber hat es mit diesem Thema auf sich?
1. Was ist denn überhaupt ein MOOC?
Hinter dem Akronym MOOC verbirgt sich ein „massive open online course“. Alles klar? Für mich war es das – als ich in das Thema einstieg – nicht. Also habe ich damals (2011) nach weiteren Informationen gesucht. Dave Cormier hat in einem Video sehr schön zusammengefaßt, was für ihn einen MOOC ausmacht. Eine deutsche Übersetzung des Textes findet sich hier.
2. Was habe ich davon?
Ein faszinierendes Konzept und so habe ich mich (trotz Zeitmangel) 2011 für den (meines Wissens ersten) deutschsprachigen MOOC – den #opco11 – angemeldet. Meine „Teilnahme“ war eher passiver Natur (in MOOC-Insider-Kreisen würde man mich als „Lurker“ bezeichnen). Ich muß zugeben, daß ich fast immer ziemlich neugierig bin und die Chance ein völlig neues Format mitzuerleben konnte ich nicht verstreichen lassen. Allerdings habe ich wirklich fast nur passiv teilgenommen. Was hat mir das gebracht?
– spannende neue Twitterkontakte
– zusätzliche Informationen aus dem Bereich Online-Lernen/Elearning
– ganz wichtig: das Entdecken für mich völlig neuer Tools (so z.B. Etherpads, Pearltree)
3. Und jetzt: der #mmc13?
Ja, der Zeitmangel ist auch dieses Jahr akut vorhanden. Deshalb habe ich mich diesmal auch nicht offiziell angemeldet und habe auch keine Ziele für mich definiert (die ich ohnehin nicht erreichen würde). Trotzdem verfolge ich in meiner „lernorientierten Timeline“ (dazu nutze ich den Account @AstridChr) immer wieder spannende Diskussionen zu Fragen rund um das Thema MOOC. Eine zusätzliche Herausforderung ist es, daß es bei dem #mmc13 darum geht, wie man selber einen offenen Onlinekurs konzipiert, plant und durchführt. Auch wenn ich mir das grundsätzlich durchaus vorstellen kann, bin ich im Moment doch gedanklich meilenweit davon entfernt. Warum verfolge ich also den #mmc13?
– weil ich dadurch schon wieder spannende neue Twitterkontakte gefunden habe
– weil es mich dazu bringt, mich ein bißchen intensiver mit Google+ zu beschäftigen (dort gibt es für den #mmc13 eine aktive Community)
– weil ich mich mit Themen und Begriffen beschäftige, mit denen ich bisher nichts zu tun hatte (Beispiel: der Begriff „Mathetik„, den @lisarosa in ihren Tweets erwähnt hat)
– weil ich mir durchaus vorstellen kann mein Fachwissen (vor allem aus den Bereichen Recht, Vertragsgestaltung, Kooperation und Mediation) mit einer anderen Herangehensweise „neu“ zu verpacken und damit (als Spätfolge der „MOOC-Teilnahme“) z.B. für Seminare/Workshops „anders“ zu verpacken
4. Meine Gedanken zum #mmc13
Gestern im „Didaktik-Special“ ging es unter anderem auch um die Frage der Abgrenzung von Webinaren und MOOCs. Die Begriffe „massive“, „open“, „online“ und „course“ helfen bei der Abgrenzung wenig weiter. Schließlich finden auch Webinare im Internet (also online) statt und auch dort kann es große Teilnehmerzahlen geben. Für mich liegt der Unterschied an einer anderen Stelle und von daher möchte ich das Akronym jetzt anders darstellen:
M steht für mich für zwei Begriffe und zwar für mehrdimensional und multidisziplinär (also eine Art Doppel-M).
O steht für mich für offen im Sinne von offen für neue Begegnungen, neue Inhalte, neue Wege und neue Tools. Es ist das Symbol für die – positive – Neugier der sich lernend begegnenden Menschen.
O das zweite o steht für online im Sinne einer Nutzung aller möglichen virtuellen Orte und Kommunikationswege. Gerade die Vielzahl der „Orte“ macht einen MOOC spannend.
C das „c“ hat wiederum mehrere Bedeutungen für mich. Es steht (im Sinne von „courtesy„) für einen großzügigen und wohlwollenden Umgang miteinander, gleichzeitig aber auch für das Bemühen um Gemeinsamkeit („community„) und Zusammenarbeit („cooperation“).
Das mag jetzt alles „rosarot“ und „virtuell einfach“ klingen – ist es aber nicht. Gerade die Teilnahme an einem MOOC (egal ob es der #mmc13 oder ein anderer MOOC ist) kann schnell zu kritischen Fragen führen:
– was ist eigentlich mein Ziel?
– weiß ich, was ich hier gerade tue?
– woran merke ich, daß ich überhaupt etwas lerne?
Verbunden mit dem Gefühl der zeitlichen und inhaltlichen Überforderung (so viele unterschiedliche Beiträge in kurzer Zeit auf vielen unterschiedlichen Plattformen), der Suche nach festen Orten/Ritualen/Gemeinschaften und der ständigen Überflutung mit Informationen, ist die MOOC-Bewältigung schon eine echte Herausforderung. Die Erkenntnis mag sein, daß eine derart „offene“ Kursgestaltung dem einen oder anderen schwerfällt/nicht liegt. Das mag auf den ersten Blick nach einem „Scheitern“ klingen – in Wahrheit ist es eine sehr wichtige Erkenntnis über einen selbst, die eigene Vorgehensweise und den eigenen Lern- und Arbeitsstil. Der MOOC erlaubt es gerade auch, eigene Wege zu erkunden – also z.B. eigene Arbeitsgruppen zu gründen, gemeinsam Blogbeiträge etc. zu verfassen, gemeinsam in Hangouts etc. zu sprechen. Die Qual der Wahl ist dabei manchmal natürlich „erdrückend“ – das gebe ich gerne zu. Aber es ist ein großer Erfolg, wenn man die eigenen Grenzen erkennt und – bewußt – eine Auswahl trifft.
Gerade die Irritation durch die zeitliche und inhaltliche Überforderung und Überflutung (die ich auch bei mir immer wieder feststelle), kann meines Erachtens zu spannenden Lernerfahrungen führen. Das Heraustreten aus dem (Lern-)Alltag, das Erleben einer irritierenden/provozierenden Lernsituation und die Art, wie ich damit umgehe und wie ich den Umgang der anderen mit den Irritationen beobachten kann, können eine spannende Gelegenheit zur persönlichen Weiterentwicklung sein. Dazu paßt wohl auch dieser Aufsatz, den ich gerade nur kurz überflogen habe!
5. Fazit
Der #mmc13 ist noch nicht vorbei, insofern ist dieses Fazit vorläufig und allgemeiner Art: grundsätzlich denke ich, daß die Teilnahme an einem (thematisch interessanten) MOOC eine große Bereicherung sein kann, wenn man sich offen und neugierig darauf einläßt und gleichzeitig seine eigenen Grenzen beachtet. Insofern wünsche ich allen, die sich jetzt oder später zu einer MOOC-Teilnahme entscheiden viel Erfolg, viele gute (virtuelle) Gespräche aber auch viel Gelassenheit!
Ein schönes Zwischenfazit und Deine Ausführungen lassen erkennen: Du bist mitten drin im „moocen“. Hoffe es wird die nächsten Wochen noch Weiteres über Deine Lern-Erfahrungen im #MMC13 zu Lesen sein.
Reblogged this on rpzzw und kommentierte:
Wenn das RPZ Zweibrücken abgewickelt ist, wird eine meiner Hauptaufgaben darin bestehen, die Möglichkeiten des Internet für Lehrer und Schüler zu erschließen. Dazu gehört auch die Konzipierung von Online-Kursen.
Das Internet ermöglicht eine neue Form des verzweigten, ggf vernetzten Lernens, das im Rahmen des „Konnektivismus“ bereits theoretisch durchdrungen wird. Die feieste, partymäßigste Form des konnektivistischen Lernens spielt sich auf sogenannten MOOCs ab. Der folgend Artikel erklärt sehr schön, was das ist.
Bei dem Begriff „partymäßig“ habe ich ja einen Moment gezuckt – das muß ich zugeben. Aber ich selbst vergleiche Twitter gerne mit einer Cocktailparty, wo man sich nach Belieben an Gesprächen beteiligen kann und auch von den Häppchen, die gereicht werden, kosten kann. Insofern paßt das Bild der Party (für mich: der Cocktailparty) durchaus auch zu meinem MOOC-Verständnis!
Ich habe ebenfalls einen MOOC begonnen. Da gibt dein Beitrag ja jede Menge Lesefutter her. https://plus.google.com/110634860818096592332/posts/bDZaifLtDAT führt zum Kurs. Zur Google+ Community habe ich mich auch angemeldet.
Dann bin ich auf Deine MOOC-Erfahrungen sehr gespannt. Im Rahmen des #mmc13 gab es schon einige Diskussionen zu der Unterscheidung „cMOOC“ und „xMOOC“ – je nachdem, welcher Ansatz vom MOOC-Anbieter verfolgt wird ….