Schere oder Schublade?

Es ist keine einfache Zeit – weder in der „analogen“ noch in der „digitalen“ Welt. Was auch immer man macht oder nicht macht, kann falsch sein oder falsch verstanden werden. Äußerungen oder Vorgehensweisen, die „gestern“ undenkbar waren, sind denkbar und sagbar geworden; Äußerungen, die „gestern“ bestenfalls ein Kopfschütteln geerntet hätten, führen manchmal zu heftigen emotionalen Reaktionen. Schon die Verwendung einzelner Worte wie Angst, Besorgnis oder besorgt ist nicht mehr harmlos, „Befürworter“ und „Gegner“ legen diese Begriffe gleichermaßen eng aus, urteilen negativ über Menschen, weil sie bestimmte Begriffe verwenden, weil Äußerungen ihnen mißfallen oder ihren eigenen Äußerungen (scheinbar) widersprechen. Dabei spreche ich hier nicht über Politiker oder Prominente, die ohnehin in der Öffentlichkeit stehen, auch nicht über Menschen, die sich beruflich mit Berichterstattung befassen, sondern über die „normalen Menschen“, die sich über Netzwerke wie Twitter informieren und austauschen.

Ich habe lange überlegt, ob ich über meine subjektive Wahrnehmung schreibe (und ja, vielleicht sollte ich das besser nicht tun), aber die Art und Weise, wie wir „online“ miteinander umgehen, beinflußt doch sehr stark die Frage ob und zu welchen Themen ich mich äußere.

Ja, und …… wir bewerten doch täglich!
Jeden Tag treffen wir Menschen viele Entscheidungen. Wir bewerten Situationen und Menschen, ohne groß über diese Bewertung nachzudenken – wohl die meisten dieser Einschätzungen und Bewertungen erfolgen unbewußt. Wir urteilen (unter anderem) auf der Basis unserer Erfahrungen, unserer Vorlieben, unserer Stimmungen. Jedes dieser Urteile ist subjektiv (auch wenn wir es oft anders empfinden und viele unserer Entscheidungen mit – vermeintlich – objektiven Gründen „erklären“ können), doch meistens haben unsere Entscheidungen, unsere Bewertungen wenig Auswirkungen auf andere Menschen. Ob ich jemanden sympathisch finde, jemandem auf Twitter folge (oder auch nicht), ein Geschäft verlasse, weil ich die Bedienung unfreundlich finde oder einer Empfehlung folge, ist – außer für mich – nicht wirklich wichtig. Auch die Frage, welche Kriterien bewußt oder unbewußt zu einer positiven oder negativen Bewertung führen, sind – außer für mich (soweit mir die Kriterien überhaupt bewußt sind) – kaum von Bedeutung.

Wortwahl oder gewählte Worte
Ein Indikator für die Einschätzung von Situationen oder von Menschen kann Sprache und die Verwendung von Sprache sein. Sprachwahl, Wortwahl, Aussprache und Lautstärke können in der analogen Welt Kriterien sein, die mich anziehen oder abschrecken und die damit Einfluß auf meine Einschätzung und Entscheidung über Sympathie oder Ablehnung, dafür oder dagegen, Bleiben oder Gehen haben. Meist entsteht ein Gesamteindruck, der sich in der analogen Welt aus sprachlichen und visuellen Eindrücken ergibt. In der digitalen Welt fehlt uns in vielen Bereichen die visuelle Komponente. Kommunikation und auch die „richtige“ Bewertung und Interpretation von Kommunikation wird damit schwieriger. In der realen Welt kann ich auf einen grimmigen Gesichtsausdruck anders reagieren als auf ein verschmitztes Lächeln oder ein ironisches Grinsen, in der digitalen Welt fehlt mir in stark textbasierten Bereichen (wie zum Beispiel Twitter) diese Möglichkeit, die Gefahr von Fehlinterpreationen und Mißverständnissen steigt mit dieser „Begrenzung“.

Trotzdem entscheidet selten ein einzelner Tweet oder gar ein einzelnes Wort über meine Einschätzung – Ausnahmen können grobe Schimpfworte oder Beleidigungen sein. Die Wortwahl an sich und nicht das einzelne „gewählte“ Wort ist für mich daher meist der Indikator um in einem textbasierten Umfeld zu entscheiden, ob ich mir vorstellen kann, mit jemandem ein Gespräch zu führen. Auch da gilt natürlich – wie überall im Leben – daß ich mich irren kann. Vielleicht übersehe ich manchmal Menschen, denen ich unbedingt folgen sollte, vielleicht folge ich manchmal Menschen, die zu hart urteilen und vielleicht kommt es daher, daß ich immer wieder bei Twitter mitbekomme, daß die Verwendung einzelner Worte oder Begriffe zu Fehlannahmen, Mißverständnissen und irritierenden Tweetaustäuschen von Menschen führt, die ich eigentlich für weltoffen, gebildet und wortgewandt (aus meiner Sicht positive Eigenschaften) halte.

Die Gefahr der Schublade ….
Ganz ehrlich: welchen ersten Gedanken hätten Sie/hättet Ihr, wenn ich im Zusammenhang mit der aktuellen politischen Lage zum Beispiel von Ängsten spräche, wenn ich erwähnen würde, daß ich besorgt sei? Die Wahrscheinlichkeit, daß ich in einer (möglicherweise falschen) gedanklichen Schublade landen würde, ist wohl groß und da liegt das Problem. Angst und Sorgen sind nicht auf die eine oder andere „Seite“ begrenzt. Ohne eine (vor allem kurze) Äußerung zu hinterfragen und in Verbindung mit anderen Äußerungen zu bringen, ist die Einordnung in die eine oder andere Schublade notwendigerweise „verkürzt“. Die bloße Tatsache, daß wir einen bestimmten Begriff oder eine bestimmte Formulierung (zum Beispiel „besorger Bürger“) als Leser (und im Zweifel unbekannte Empfänger) eines Tweets auf eine bestimmte Art und Weise (zum Beispiel „rechts“) wahrnehmen und einordnen, heißt nicht, daß der Schreiber des Tweets beim Schreiben des Tweets diese Art der Wahrnehmung erreichen wollte.

Kommunikation ist schon zu normalen Zeiten ein schwieriges Feld. Wie oft laufen Gespräche selbst mit Menschen, die man mag, schief? Wie oft wird aus einem Gespräch ein Zerwürfnis? Und wie schwierig ist es oft, kommunikative Gräben zu überwinden?

In der Kombination mit heiklen und hochkomplexen Themen wird Kommunikation unter Menschen, die sich nicht, nur wenig oder nur textbasiert „kennen“ noch einmal schwieriger. Es mag verlockend und vor allem verlockend einfach sein, die Entscheidung über das „gewählte Wort“ als Aussage über die Einstellung des „Senders“ genügen zu lassen. Damit würden aber die (dem Verfasser zumeist unbekannten) Leser eines Tweets jeweils für sich in Anspruch nehmen, daß ihre Wahrnehmung eines Tweets immer richtig ist, daß sie in der Interpretation nicht irren können. Bequem für die Leser, höchst unbequem und problematisch für die Text- beziehungsweise Tweetverfasser – zumal dies beinhaltet, daß nur die Sender/Verfasser die Verantwortung für eine gute und gelungene Kommunikation tragen.

Solange die Sender/Verfasser nichts von den „Schubladen“ mitbekommen, mag das noch relativ „harmlos“sein. Anders wird es, wenn Empfänger/Leser abwertend, angreifend oder verurteilend reagieren oder ihre Wahrnehmung beziehungsweise Interpretation als „die Wahrheit“ (X ist …..) verkünden. Immer wieder eskalieren dann „Twitter-Gespräche“ mit einer unglaublichen Geschwindigkeit zu verbal vermintem Territorium.

Aus der Perpektive der Betrachterin/nicht beteiligten Leserin läßt sich dies natürlich einfach feststellen und „verurteilen“. Mir selbst geht es oft ja nicht anders: bei manchem Begriff denke ich auch zuerst „wirklich?“ oder „nicht auch noch“ und überlege mir dann erst in einem zweiten gedanklichen Anlauf, ob ich nicht besser nachfragen sollte, ob ich den Sinn/die Botschaft richtig verstanden habe.

Warum das alles wichtig ist? Ganz einfach: die Gefahr der Einsortierung in Schubladen …..

…. führt zur Schere im Kopf
Die Schnelligkeit der Einordnung in „Schubladen“ und die damit oft verbundenen negativen und abwertenden Reaktionen und Diskussionen empfinde ich – auch als Leserin und Betrachterin – als belastend. Einerseits möchte ich mich zu vielen Themen und Geschehnissen äußern, andererseits befürchte ich, vorschnell und ohne Rehabilitationsmöglichkeit in einer aus meiner Sicht unpassenden (für mich negativen Schublade) zu landen.

Belastend ist dabei nicht die Tatsache, daß Texte/Tweets inhaltlich diskutiert werden oder daß inhaltlich ablehnende Rückmeldungen kommen. Im Gegenteil: das gehört zu einer guten Diskussion und ich habe in der Vergangenheit gerade online durch solche Diskussionen viel gelernt – und dies gerade dann, wenn ich völlig anderer Meinung als mein Diskussionspartner war. Ich finde es aber belastend, wenn aufgrund von Tweets die (vermeintliche) Einstellung von Menschen verurteilt und angeprangert wird. Ein „Du bist rassistisch“ empfinde ich als ungleich härter und verletzender als „Das klingt rassistisch. Meinst Du das so?“.

Selbst wenn ich mich noch so sehr bemühe, kann es immer sein, daß jemand meinen Text/meinen Tweet mißversteht. Auch mit diesem Text kann das durchaus passieren. Ich wünsche mir eine inhaltliche Diskussion, gerade auch um die „leisen Stimmen“, die in letzter Zeit so oft erwähnt werden, sichtbar zu machen und gleichzeitig habe ich Bedenken, daß Texte oder Tweets „angeprangert“ werden und ich auch auf der Seite der Menschen, denen die Themen Demokratie, Rechtsstaat und Meinungsfreiheit wichtig sind, alleine stehe. Die Folge ist, daß ich im Moment oft zögere und über manche Themen gar nicht schreibe. Die Alternative zur Schublade ist die Schere im Kopf – sozusagen die „Selbstzensur“. Eine schlechte Alternative – das möchte ich zugeben und deshalb hoffe ich, daß wir es schaffen, anders miteinander umzugehen!

Wie gehen Sie/geht Ihr damit um? Schreiben oder schweigen?

Ein beherztes Nein!

Herzchen bei Twitter? Nein! Wirklich ein beherztes NEIN!

Es war schon gestern Nachmittag der Aufreger in meiner Twittertimeline. Die Fav-Sternchen werden gegen Herzchen ausgetauscht. Für mich der Fehlgriff des Jahres. Warum?

Gefallen Dir die Tweets Deiner Follower denn nicht?
Eine gute Frage, die Robert Weller mir gestern bei Twitter gestellt hat. Die Änderung bei Twitter beinhaltet für mich zwei Problemfelder – den Begriff „gefallen“ und das Symbol „Herz“.

Gefallen ist für mich erst einmal etwas Äußerliches. Ein Bild kann mir gefallen, ein Foto, ein Haus, eine Straße. Das, was Tweets für mich wertvoll macht, sind die Inhalte. Gerade in den letzten Wochen habe ich oft Twittergespräche zu aktuellen, oft auch heiklen, Themen geführt. Es ging zum Beispiel um Vorratsdatenspeicherung, Überwachung, Netzneutralität und Meinungsfreiheit. Themen, die mir nicht „gefallen“ und Tweets zu diesen Themen, die mir nicht „gefallen“, die mich aber anregen, nachdenklich machen und herausfordern. Ein „Fav“ war oft eher die Kenntnisnahme einer Position, eines Links, einer Anregung zur Vertiefung.

Noch unpassender ist für mich das Herz. Gute Gespräche brauchen oft den Wechsel zwischen Nähe und Distanz. Nähe, weil durch das intensive Gespräch durchaus der Moment einer digitalen Nähe da ist, Distanz, weil ich trotzdem hinterfragen möchte – sowohl meine eigene Position als auch die der anderen. Dieses Spiel von Nähe und Distanz, die Möglichkeit des Zurücktretens und des Perspektivenwechsels paßte zum Sternchen, zum Herzchen paßt es nicht. Das Herzchen biedert sich an und läßt vieles albern und belanglos erscheinen.

Wird die Welt denn besser, wenn wir überall Herzchen verteilen?
Ich bin meistens durchaus optimistisch und positiv eingestellt und wünsche mir oft, daß wir positiver mit Veränderungen umgehen, Chancen sehen und aus einem „dagegen“ eine Vision entwickeln. Das schaffen wir aber nicht, wenn wir wahllos mit Herzchen um uns werfen. Die Herzchen führen eher zu einer rosaroten Zuckerguß-Atmosphäre, die wichtige Themen und Diskussionen überdeckt.

Herzchen für Geschäftsthemen?
Allwöchentlich bekomme ich EMails von Twitter, wie ich Twitter besser für geschäftliche Themen einsetzen könnte. Aber ehrlich Twitter: Herzchen für geschäftliche Themen? Jemand bedankt sich für einen guten Rat und ich soll mich mit einem Herzchen „bedanken“? Wirklich??

Es mag an mir liegen, es mag an meinem Themen und meinen Interessen liegen – aber für mich sind die Herzchen und auch das „gefallen“ (oder „liken“) völlig unpassend. Ich werde das dementsprechend auch nicht nutzen. Wenn Twitter mir kein passendes Symbol zur Verfügung stellt, dann kann und muß ich halt verbal Sternchen verteilen – zum Beispiel wie gestern von Daniel Lücking vorgeschlagen – #Fav.

Und bitte Twitter – hört auf mir zu erzählen, wie genial man Twitter für Geschäftszwecke einsetzen kann. Bis gestern war ich durchaus Eurer Meinung. Aber da ich weder im Familienrecht noch im Bereich Partnerschaftsvermittlung arbeite, paßt Eure Veränderung nicht zu meinem Verständnis von geschäftlichen Vorgehensweisen!

Netzneutralität ……

Herr Oettinger hat gerade über Twitter einen Link geteilt, der enthalten soll, warum die neue Regelung zur der „Netzneutralität“ für Verbraucher gut ist. Der Inhalt?

Netzneutralität

Vermutlich war das nicht der beabsichtigte Inhalt …… Aber schon ziemlich treffend, oder?

Und mittlerweile ist der Fehler auch aufgefallen und es kommt „lesbarer“Inhalt ……

Müssen wir alles aufzeichnen?

Mitte August habe ich mit Sebastian Greiner, Sascha Hüsing und Jan Theofel eine spannende Diskussion über das Thema Livestreaming bei Barcamps geführt. Meine Sicht der Dinge habe ich in einem Blogbeitrag ausgeführt, am gleichen Tag hat auch Sebastian Greiner einen ausführlichen Blogbeitrag geschrieben. Auf diesen Beitrag habe ich bisher noch nicht geantwortet – das möchte ich jetzt nachholen.

Vorweg: Aufzeichnungen in Zeiten der Überwachung?
Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich vor zwei oder drei Jahren anders mit dem Thema Livestreaming bei Barcamps umgegangen wäre. Die letzten Jahre haben zu dem Stichwort „Überwachung“ einige negative Facetten gezeigt – nicht zuletzt den Neubeginn der Vorratsdatenspeicherung vor ein paar Tagen. Gerade die Art und Weise, wie die Bundesregierung mit den Grundrechten der Bürger umgeht, bereitet mir Bauchschmerzen. Das habe ich an anderer Stelle auch schon ausführlicher thematisiert. Macht es Sinn, in solchen Zeiten zusätzlich durch Aufzeichnungen „Material“ zu sammeln?

Trotzdem war das Thema Überwachung nicht der Grund meiner ablehnenden Haltung. Vielmehr hatte ich den Eindruck, daß wir von unterschiedlichen „Grundannahmen“ über Barcamps ausgingen und mit diesen „Grundannahmen“ möchte ich mich im Folgenden auseinandersetzen.

Barcamp als Bühne?
William Shakespeare hat die ganze Welt als Bühne und alle Männer und Frauen als Schauspieler bezeichnet. Nach diesem Verständnis ist natürlich auch das Barcamp eine Bühne – aber alle Barcampteilnehmer sind dann Mitspieler. Dieser Gedanke paßt gut zu meinem Barcampverständnis. Auch als Sessiongeberin betrete ich keine Bühne, sondern bearbeite mit den Mitspielern in meiner Session gemeinsam ein Thema. „Bühne“ beinhaltet für mich ganz stark eine Unterscheidung in aktiv und passiv, oben (Bühne) und unten (Publikum), wissend und unwissend. Ja, natürlich präsentiere ich mich oft als Expertin, wenn ich eine Session anbiete. Mir ist es aber wichtig, daß wir auf Augenhöhe miteinander sprechen und ich (auch in meiner Session) von den Erfahrungen und Fragen der Sessionteilnehmer lerne – deswegen ist der „Bühnengedanke“ für mich nicht wirklich zutreffend.

Fertige Vorträge?
Ja, ich weiß – auf vielen Barcamps werden fertige Vorträge als Sessions angeboten – oft auch immer wieder dieselben Vorträge. Das ist ehrlich gesagt ein Punkt, den ich ziemlich enttäuschend finde und auch gelegentlich schon angesprochen habe.. Wir nehmen das Potential eines Barcamps nicht wahr, wenn wir Gespräche in die Pausen verbannen und fertige Vorträge präsentieren. Ich habe Barcamps gerade in den letzten zwei Jahren gerne genutzt, um immer wieder neue Themen und neue Formate auszuprobieren. Eine Aufzeichnung finde ich dabei hinderlich. Ich möchte gerade die Möglichkeit des Scheiterns haben – muß das verewigt werden?

Meine Befürchtung ist auch, daß zunehmende Aufzeichnung auch zu mehr fertig vorbereiteten Vorträgen bei Barcamps führen wird. Für manche mag das eine gute Entwicklung sein, ich sehe das anders – gerade das Spontane, Unfertige und Unperfekte macht für mich einen großen Teil des Charmes von Barcamps aus.

Barcamps sind Gespräche
Ganz richtig hat Sebastian in seinem Beitrag auch festgestellt, daß Abwesende das „Socialising“ vor Ort nicht mitbekommen. Aber: die Gespräche bei guten Barcamps finden eben nicht nur in den Pausen statt, gute Barcamps sind eigentlich ein ununterbrochenes Gespräch. Kai von Lewinski hat auf der Telemedicus-Sommerkonferenz über das Konzept einer gestuften Öffentlichkeit nachgedacht.

Diesen Aspekt finde ich – gerade im Hinblick auf Barcamp-Gespräche – sehr wichtig. Die Unterscheidung privat – öffentlich (also schwarz oder weiß) paßt nicht wirklich auf die tatsächliche Situation. Die „Öffentlichkeit“ des Barcamps bedeutet zunächst, daß jeder Mensch teilnehmen kann – es gibt (außer der zahlenmäßigen Beschränkung über die Anzahl der Tickets) keine Beschränkungen für die Teilnahme. Das ist auch gut so – trotzdem ist das Gefühl der Öffentlichkeit bei einem Barcamp und gerade in einer Session „relativ“. Es sind eben „nur“ zehn, zwanzig oder vielleicht auch vierzig Menschen in einem Raum. Bisher hatte ich in solchen Räumen auch das Gefühl, gut einschätzen zu können, ob beziehungsweise wie ich mich an einem Gespräch beteilige. Manchmal gehören dazu auch provozierende Fragen, Bezugnahmen auf andere Sessions oder Pausengespräche, Berichte über persönliche Erfahrungen. Streaming und Aufzeichnung durchbrechen diese relative Öffentlichkeit des begrenzten Raums und stellen eine absolute Öffentlichkeit her. Das mag für manche Menschen ein Vorteil sein, ich empfinde es als Nachteil.

Von der Barcamp-Session zur TV-Talk-Show?
Denn mit Streaming und Aufzeichnung wird aus der Barcamp-Session plötzlich eine „TV-Talk-Show“ und meine Rolle ändert sich. Ich bin nicht mehr die bloße Barcamp-Teilnehmerin, die Weiterbildung, Austausch und gute Gespräche sucht, sondern öffentliche Darstellerin. Damit muß ich mir plötzlich auch die Frage stellen, ob meine Rolle beim Barcamp zu einer derart öffentlichen Rolle paßt. Das hat viel mit den jeweiligen Rollen und den Erwartungen an die Rollenbilder zu tun. Es war für mich ein Vorteil des Barcamps, daß ich die oft eher formale Rolle der „Anwältin“ (kritische Analyse, klassische Kleidung) auf solchen Veranstaltungen für mich hinterfragen konnte. Gerade die Möglichkeit, mich auch bei (aus der Perspektive der Anwaltsrolle) fernliegenden Themen aktiv einzubringen, war ein unglaublicher Vorteil und eine Bereicherung. Livestreaming und Aufzeichnung empfinde ich persönlich daher als Beschränkung. Eine persönliche Befindlichkeit oder sogar Empfindlichkeit? Ja, definitiv!

Gestaltungsmöglichkeiten?
„Du kannst Barcamps doch mitgestalten“ wurde mir über Twitter vorgeschlagen. Ja, schon richtig. Aber das macht das Problem für mich nicht kleiner, sondern eher größer. Natürlich kann ich das Thema „Öffentlichkeit“ beziehungsweise „Livestreaming und Aufzeichnung“ ansprechen. Damit habe ich dann aber gleich mehrere Probleme: ich torpediere die Session auf der Metaebene (wer will schon über das Thema diskutieren, wenn eigentlich die Session zu einem anderen Thema laufen sollte) und ich muß mich mit der schwierigen Frage auseinandersetzen, wer denn überhaupt entscheiden soll? Der Sessiongeber, die Teilnehmer? Reicht das Veto eines Teilnehmers oder sprechen wir über Mehrheitsentscheidungen? Theoretisch sind das spannende Fragen, praktisch finde ich eine solche Vorgehensweise unfair. Sie ist unfair, weil sie weder meinen Interessen noch den Interessen der anderen gerecht wird. Es fehlt die Balance und es fehlt die Möglichkeit sich „wissend“ zu entscheiden.

Fazit
Auf Twitter hatte ich es schon geschrieben – für mich haben Barcamps ihre Attraktivität verloren. Das ist schade – vor allem für mich, aber der (persönliche) Preis, den ich zahlen müßte, ist mir „so“ zu hoch. Insofern kehre ich jetzt zu klassischen Konferenz- und Vortragsveranstaltungen zurück. Auch da wird mittlerweile oft aufgezeichnet, aber da bewege ich mich in der beruflichen Rolle, außerdem bin ich dort nicht Gesprächspartnerin, sondern in der Regel „nur“ Zuhörende. Und vielleicht entwickelt sich ja irgendwann ein Format, das auch für mich wieder paßt!

Lampenfieber?

Ich ergreife die zeitlich „letzte Chance“ noch an der Blogparade der LVQ zum Thema Lampenfieber und Prüfungsangst teilzunehmen. Der Lars Hahn fragt nach Erfahrungen, Tipps und Tricks zu diesem Thema.

Prüfungsangst und Lampenfieber?
Etwas Aufregung, Anspannung oder Nervosität gehört einfach dazu – zu jeder Prüfung, zu jedem öffentlichen Auftritt, zu jedem Vortrag, Workshop oder Dozenteneinsatz. Das ist wie das Salz in der Suppe – ohne Salz schmeckt die Suppe nicht, zuviel ist aber auch nicht gut.

Zugegeben, meine (formalen) Prüfungen liegen schon ein bißchen länger zurück. Gerade bei wichtigen Klausuren (zum Beispiel im Staatsexamen) war ich natürlich aufgeregt, aber ich würde nicht von Prüfungsangst sprechen wollen. Ein wichtiger Aspekt – vor allem bei den Klausuren – war immer das Thema „Zeitdruck“. Ich weiß heute noch, daß ich im wöchentlichen Klausurenkurs vor dem ersten Staatsexamen meine Klausuren fast immer eine Stunde zu früh abgegeben habe. Meine Noten in den Übungsklausuren sahen dementsprechend aus. Aber: in den wirklich wichtigen Klausuren hatte ich plötzlich das Gefühl wahnsinnig viel Zeit zu haben. Ich konnte es mir zeitlich leisten, über die Aufgabe nachzudenken, meinen Text vor der Abgabe noch einmal in Ruhe durchzulesen und noch zu korrigieren oder zu ändern. Für mich damals ein hilfreicher Weg!

Referate und Vorträge habe ich eigentlich schon immer gerne gehalten. Schon während der Schulzeit habe ich die Chance, durch Referate meine Noten (vor allem in mündlichen Fächern) zu verbessern, gerne ergriffen. Je nach Thema habe ich einige Stunden mit ein paar Büchern aus der Stadtbibiothek verbracht, um mich rundum vorzubereiten. Dabei habe ich natürlich auch immer spannende Dinge entdeckt, die mich persönlich interessierten.

So ist es nicht weiter verwunderlich, daß ich mit Beginn meiner selbständigen Tätigkeit gerne die Möglichkeiten wahrgenommen habe, Vorträge und Workshops zu halten. Am Anfang dominierten Themen rund um Existenzgründung und Selbständigkeit, daraus wurden dann vertragsrechtliche und erbrechtliche Themen und schließlich Themenfelder rund um „Social Media“ – so zum Beispiel mein Urheberrechtsquiz.

Ich habe durch die Vorträge und Workshops sehr viel gelernt – fachlich durch die meistens intensive Vorbereitung, die meine Fachkenntnisse auch immer wieder aktualisiert und vertieft hat und persönlich durch das Feedback der Teilnehmenden.

Tipps und Tricks?
Ein „Rezeptbuch“ für gute und „erfolgreiche“ Vorträge und Workshops habe ich (leider) nicht. Über die Jahre habe ich aber viel ausprobiert und auch viel gelernt und weiß jetzt einigermaßen, was für mich funktioniert oder was gerade nicht funktioniert.

Vorbereitung
Vorträge und Workshops sind eine wunderbare Chance, mich und „mein“ Thema zu präsentieren. Das funktioniert aber nur, wenn ich mit dem Thema etwas anfangen kann. Die Frage, ob ich aus dem Handgelenk sofort einen (inhaltlichen) Vortrag zu dem Thema halten könnte, ist dabei weniger wichtig, als das eigentliche Interesse an dem Thema. Wenn mich das Thema nicht anspricht oder ich es sogar ablehne, dann ist es sehr viel schwieriger etwas „Passendes“ vorzubereiten, als bei „attraktiven“ Themen. Zugegeben, diesen Luxus der Auswahl hat man nicht, wenn man als Angestellte/r etwas vorbereiten muß.

Gerade bei meinen allerersten Vorträgen und Workshops habe ich immer sehr viel Zeit (und Liebe) in die Vorbereitung gesteckt. Das ging so weit, daß ich mit Familienmitgliedern geübt habe (die Erbrechtskenntnisse meiner Mutter sind seitdem deutlich gestiegen ……). Die Idee dahinter: wenn „normale Menschen“ mich und meine Gedankengänge verstehen, dann kann ich das „so“ auch in einem Vortrag oder Workshop darstellen. Überall, wo von meinen Vorbereitungsversuchsopfern Verständnisfragen kamen, habe ich am Inhalt gefeilt. So habe ich nach und nach gelernt, auch relativ komplexe Zusammenhänge halbwegs verständlich zu erkären.
Heute lassen sich Vorträge und Workshops auch gut bei Barcamps oder anderen offenen Veranstaltungen „testen“ – eine Möglichkeit, die ich gelegentlich für neue Themen genutzt habe. Auch einen Testlauf in einem Hangout könnte ich mir gut vorstellen, um so in einem kleinen Kreis etwas auszuprobieren. Ein großer Vorteil solcher „Testläufe“ ist das ehrliche Feedback …..

Bei Vorträgen und Workshops frage ich den Auftraggeber/Veranstalter in der Regel auch gezielt, welche Fragen und Themen aus seiner Sicht wichtig sind. Manchmal habe ich vorher sogar kleine „Fragebögen“ an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschickt (eigentlich verschicken lassen), um mich entsprechend vorbereiten zu können.

Meine wichtigsten Gedanken habe ich meistens in ein „Handout“ gesteckt – eine kleine Zusammenfassung für mich und gleichzeitig ein Mittel für das Selbstmarketing danach (in einem Fall hat mich jemand zwei Jahre nach einem Vortrag angerufen und beauftragt).

PP – ja oder nein?
Am Anfang habe ich oft mit sehr textlastigen Folien gearbeitet. Diese Vorgehensweise hat drei Nachteile – die Technikabhängigkeit, die schlechte Lesbarkeit von Folien mit viel Text und die Tatsache, daß die Zuhörerinnen und Zuhörer, dann eben nicht mehr „zuhören“, sondern nur noch lesen. Mittlerweile bin ich weitestgehend von der Foliennutzung abgekommen. Bei meinem Urheberrechtsquiz nutze ich PP-Folien (wenn überhaupt) zum Mitlesen der Fragen, der eigentliche Workshopteil ist aber „folienfrei“, bei anderen Themen nutze ich oft Blätter mit Stichworten oder Karteikarten mit Stichworten. Der Vorteil der Karteikarten ist, daß ich einerseits nichts Wichtiges vergesse, andererseits aber die Reihenfolge der Themen flexibel ist. Durch die Beschränkung auf Stichworte (ober beim Urheberrechtsquiz auf Fragen) komme ich auch nicht in die Versuchung etwas vorzulesen. Das mag am Anfang ungewohnt sein, aber Übung (siehe oben) macht auch hier den Meister!

Fragen zulassen – ja oder nein?
Natürlich habe ich mir am Anfang oft Sorgen gemacht, ob ich eventuelle Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wohl beantworten kann. Das hat sicherlich meine Vorbereitung beeinflußt, aber auch mein „Wohlbefinden“ kurz vor dem Vortrag oder Workshop. Für mich war es hilfreich, mich mit der Frage, ob ich während des Vortrags Fragen überhaupt zulassen möchte, auseinanderzusetzen. In Vorträgen mache ich es oft so: Verständnisfragen jederzeit, Diskussionsfragen und weiterführende Fragen nach dem inhaltlichen Teil, in Workshops oder Kursen greife ich Fragen meistens sofort auf.

Und wenn ich die Frage nicht beantworten kann? Ja, das passiert und das ist auch gar nicht schlimm. Der wesentliche Punkt ist nicht, ob man alles weiß, sondern wie man mit der Frage umgeht. Eine Antwort „gute Frage! Leider kann ich Ihre Frage jetzt nicht beantworten, ich schaue das aber gerne nach und liefere die Antwort nach“ ist in der Regel kein Problem. Kein Mensch kann schließlich alles wissen!

Als Anfänger „outen“?
Vermutlich kennen (fast) alle schlaue Sprüche wie „jeder fängt klein an“ und „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“. In diesen Sprüchen steckt sehr viel Wahrheit. Auch bei noch so guter Vorbereitung ist der erste Anlauf manchmal holprig (deshalb ist Üben so wichtig). Wenn ich ein „Format“ oder ein Thema zum ersten Mal ausprobiert habe, dann habe ich das meistens den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auch erzählt. Mich hat es meistens entlastet, denn die meisten Menschen haben durchaus Verständnis für kleine Pannen, wenn man etwas zum ersten Mal macht. Die Tatsache, daß man zum ersten Mal einen Vortrag zu einem bestimmten Thema hält, heißt ja nicht, daß man sich vorher nicht mit dem Thema beschäftigt hat. Meistens läßt sich die Information gut verpacken „ich beschäftige mich schon lange mit dem Thema X und freue mich, daß ich heute meinen ersten Vortrag zu diesem wichtigen Thema halten kann“.

D-Day – der Tag selbst!
Vor ein paar Jahren sollte ich einen Vortrag in Bonn halten. Ich war rechtzeitig in Bonn am Hauptbahnhof und habe dann (ich weiß nicht warum) die Straßenbahn in die falsche Richtung erwischt. Ich kam noch rechtzeitig am Vortragsort an, aber es war doch sehr aufreibend. Ja, das war ziemlich unangenehm. Insofern habe ich gelernt, an solchen Tagen immer einen ziemlich großen Zeitpuffer einzuplanen. Lieber trinke ich in der Nähe noch einen Kafee oder Tee oder bummle durch eine Buchhandlung als zu spät zu kommen.

Meistens ist es gut, vor den Teilnehmerinnen und Teilnehmern anzukommen. So kann ich in aller Ruhe auspacken, meine Unterlagen (zum Beispiel Karteikarten) noch einmal sortieren, die Technik – soweit notwendig – prüfen und mit den ersten ankommenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern ein bißchen plaudern. Das ermöglicht mir meistens einen relativ entspannten Start.

Es ist natürlich schön, wenn man von den Veranstaltern kurz vorgestellt und eingeführt wird. Dann übernehmen die Gastgeber auch das „Zeitmanagement“ und den offiziellen Start. Da, wo das nicht der Fall ist, muß man natürlich selber tätig werden. Ein paar kurze einleitende Sätze gehören für mich dazu – was das Thema ist, wer ich bin, warum ich dafür die Richtige bin und wie ich während der gemeinsamen Zeit vorgehen möchte (Ziel, Inhalt, Umgang mit Fragen). Bei Workshops mache ich auch gerne eine kurze Vorstellungsrunde, in der ich nach schon vorhandenen Fragen oder konkreten Erwartungen frage. So habe ich einen kurzen Überblick, was mich an dem Tag „erwartet“ und mit wem ich es zu tun habe.
Manchmal ist diese erste Runde überraschend – da sitzen Experten unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, die den Vortrag/Workshop selber halten könnten oder da werden Stichworte benannt, an die ich nicht mal in meinen kühnsten Alpträumen gedacht habe. Aber das Wissen um die „Überraschungen“ birgt auch eine Chance – ich kann versuchen, die Expertinnen und Experten und ihr Wissen bewußt einzubeziehen und ich kann Erwartungen, die ich nicht sofort erfüllen kann, auch frühzeitig klarstellen (oft mit dem Hinweis, dazu einen Link oder weitere Informationen herauszusuchen).

Wieviel Diskussion möchte ich zulassen?
Im Laufe der Zeit haben sich meine Vorträge und Workshops verändert. Je sicherer ich in einem bestimmten Bereich wurde, desto besser konnte ich mich auf Fragen und Diskussionen einlassen und Formate entwickeln, die Gesprächszeit bewußt einplanen. Natürlich können dann Fragen kommen, die ich nicht/nicht sofort beantworten kann – ich sage das dann ganz offen und ziehe notfalls auch Grenzen („das ist jetzt aber ein ganz anderes Thema“). Ganz klar ist aber, bei diesen Formaten brauche ich in der Regel mehr Vorbereitungszeit als bei einem „normalen“ Vortrag, andererseits machen sir solche Formate aber auch sehr viel Spaß. Wer schon einmal bei einem Urheberrechtsquiz dabei war, wird das vielleicht nachvollziehen können.

Feedback?
Kein Vortrag, kein Workshop ist so gut, daß man nicht noch etwas verbessern könnte. Soweit es zeitlich möglich ist, bitte ich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer deshalb am Ende um ein kurzes Feedback. Natürlich ist es dann schön, wenn ich gelobt werde – mir geht es aber vor allem darum zu lernen, was noch nicht gut ist. Ich frage daher einerseits was gut war und andererseits auch, was ich verändern sollte, damit der nächste Vortrag oder Workshop noch besser wird. Gerade aus den Feedbackrunden habe ich sehr viel gelernt. Wichtig ist es aber auch, daß Feedback einfach anzunehmen – egal ob es positiv oder negativ ist. Es geht nicht darum, sich zu rechtfertigen oder etwas unbedingt zu ändern, sondern einfach zu lernen, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Vortrag oder Workshop erlebt haben. In der Feedbackfrage kann dann ein erstaunliches Lernpotential für einen selbst stecken.

Die „Shortlist“ der Tipps und Tricks
1. Fragen, fragen, fragen – wer sind die Teilnehmer, wo kommen sie her, welche Sorgen oder Erwartungen haben sie?
2. Üben, üben üben!
3. Mut zur Lücke – kein Mensch kann alles wissen.
4. Auf das eigene Wohlbefinden achten – was brauche ich, damit ich den Vortrag oder Workshop gut halten kann. Bequeme Kleidung? Eine Tasse Tee vorher? Ablenkung? Ruhe?
5. Rechtzeitig da sein.
6. Meistens: pünktlich anfangen – das ist Wertschätzung für die schon anwesenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
7. Rechtzeitig überlegen, wie man mit Fragen umgehen will!
8. Überlegen, ob und wie Teilnehmer einbezogen werden. Vorstellungsrunde? Feedbackrunde?
9. Technik vorher prüfen und notfalls pünktlich (aber ohne Technik) starten und (ohne Technik) durchführen.
10. Sich danach belohnen!

Lampenfieber als Vorfreude
Es kann durchaus anstrengend sein, Vorträge und Workshops zu halten, aber es kann auch sehr viel Spaß machen. Lampenfieber ist dann das kleine aber sichere Zeichen der Vorfreude und damit gar nicht negativ, sondern die Prise Salz, die den Tag aus dem Alltag heraushebt.

Twittergespräch zu VDS und Überwachung

Am Freitag wurde das neue Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung beschlossen. Ein Thema, das mich durchaus aufregt und dementsprechend habe ich auf Twitter auch ein paar deutlich ablehende Tweets geschrieben.Einer dieser Tweets löste ein spannendes Gespräch aus.

Thomas Michl retweetete meinen Tweet und Detlef Kreuz antwortete mir.

Seine Antwort hatte mich für interessanterweise zwei Ebenen – eine inhaltliche Ebene, in der es um das Thema Überwachung und VDS ging und eine kommunkative Ebene, eine „Einladung“ zum Twittergespräch. Diese Einladung habe ich (wie so oft) gerne angenommen.

Ich war mir am Anfang gar nicht sicher, ob mein Gesprächspartner die Vorratsdatenspeicherung auch ablehnt oder nicht. Schnell kamen wir nämlich vom Thema Smartphone auf die Frage, ob wir Unternehmen nicht dieselben Daten zur feien Verfügung stellen. Aus meiner Sicht ein von Befürwortern der Vorratsdatenspeicherung oft genutztes Argument. Aber gerade weil da jemand Fragen stellte, die unbequem waren und weil mir jemand widersprach und meine Argumente hinterfragte, war das Gespräch gut. Ja, natürlich ist es nett, wenn jemand zustimmt. Aber wir entwickeln uns nur dann weiter, wenn wir uns selbst und unsere Überzeugungen auch immer wieder hinterfragen. Insofern war die Frage, ob meine Gesprächspartner meine Meinung zum Thema VDS teilen, gar nicht wichtig. Viel wichtiger war, daß sie sich auf ein offenes Gespräch mit mir eingelassen haben und mir dadurch auch wieder Fragen „aufgegeben“ haben, über die ich nun nachdenken muß (zum Beispiel: ist Datensammlung durch Unternehmen auch Überwachung? Wenn nein, warum nicht?).

Ein Großteil dieses Twittergesprächs läßt sich hier nachlesen.

So weit, so gut. Doch am Sonntag nahm unser Twittergespräch noch eine andere kommunikative Wendung. Ein weiterer Twitterer griff das Thema auf – Aufhänger war (soweit ich das nachvollziehen kann) der Tweet, das wir Unternehmen unsere Daten zur freien Verfügung stellen. Inhaltliche Ebene: wieder das Thema Überwachung und VDS, die kommunikative Ebene war für mich unklarer: der Beitrag „und das rechtfertigt einen Überwachungsstaat?“ ist zunächst erst einmal eine Frage. Ich hätte die „Frage“ vermutlich einfach mit einem „nein“ beantwortet. Ein Gesprächspartner von Freitag hat jedoch eher die „rhetorische Frage“ und damit die in der Frage beinhaltete „Unterstellung“ gespürt. Die „Frage“ war keine Einladung zum offenen Gespräch, sondern eher die Aufforderung sich zu erklären (zu rechtfertigen) und abzugrenzen.

Auch aus dieser Wendung (an der ich inhaltlich nicht beteiligt war) habe ich für mich eine wichtige Frage mitgenommen: können wir eigentlich noch offen mit Menschen diskutieren, die anscheinend oder tatsächlich anderer Meinung sind? Eine sehr wichtige Frage, die ich demnächst unbedingt aufgreifen muß.

Und wen es interessiert: meine Gesprächspartner am Freitag waren übrigen gegen VDS.

Schwarzer Tag!

Der heutige Tag ist ein „schwarzer Tag“, denn der Bundestag hat leider ein Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung beschlossen. Ja, das Gesetz heißt jetzt anders – nämlich „Gesetz zur Einführung einer Speicherpflicht und einer Höchstspeicherfrist für Verkehrsdaten“ – aber der Begriff ändert nichts am Inhalt.

404 Abgeordnete des Bundestages haben zugestimmt – eine denkwürdige Zahl, wenn man bedenkt, daß fehlerhafte Links so angezeigt werden und wir die 404-Seiten aus dem Internet gut kennen.

Was mich persönlich bedrückt sind die Grundannahmen, die hinter diesem Gesetz stehen.

Datenschutz ist Täterschutz
Bisher ging ich aufgrund der Entscheidungen des Bundesverfassungsgerichts davon aus, daß Datenschutz ein aus Art. 2 in Verbindung mit Art. 1 Grundgesetz abgeleitetes Grundrecht ist. Ein Grundrecht, daß allen Menschen zusteht. Ja, wir können über die Frage diskutieren, was konkret unter Datenschutz fällt, wie wir den Bereich Datenschutz grundsätzlich – auch im Hinblick auf die Nutzung von Internetdiensten – gestalten wollen und wie/wodurch Datenschutz auch eingeschränkt werden kann. Aber: aus jedem Menschen, der sich auf ein Recht beruft, einen Täter zu machen, ist für mich weder nachvollziehbar noch akzeptabel. Insofern empfinde ich die Äußerung, daß Datenschutz Täterschutz ist als Angriff und als Unterstellung.

Menschenbild?
Ich frage mich mittlerweile ganz ehrlich, von welchem Menschenbild die Bundesregierung ausgeht. Ist ein Menschenbild, in dem jeder Mensch als (potentieller) Täter angesehen wird, noch ein Menschenbild, das die Würde des Menschen respektiert? Gerade die Frage nach dem Menschenbild ist wichtiger als es auf den ersten Blick scheinen mag. Denn der „umfassende Zugriff“ auf den Menschen ist gerade kein Wesensmerkmal einer Demokratie, sondern von totalitären Staaten. Demokratien brauchen kritische Diskussionen – diese sind aber nur möglich, wenn die Menschen sich nicht überwacht fühlen. Überwachung führt insofern zu einer Schwächung der Demokratie.

Die Vertrauensfrage
Die erneute Einführung der Vorratsdatenspeicherung ist ein deutliches Zeichen des Mißtrauens des Staates gegenüber den Bürgern. Aber: warum sollten die Bürger dem Staat noch vertrauen? Die Aufrüstung des Staates zur ständigen Kontrolle der Bürger macht ein gegenseitiges Vertrauen unmöglich.

Vertrauen basiert auf mehreren Faktoren. Ausgehend von dem Buch „Erfolgsfaktor Vertrauen“ (bei dem es um eine Vertrauenskultur in Unternehmen geht) möchte ich folgende Aspekte betonen, die für Vertrauen wesentlich sind:

– Respekt vor anderen
– Ehrlichkeit
– Fairness
– Verantwortung für das eigene Verhalten
– Mitgefühl
– hohe Transparenz (als Zeichen von Anstand)
– Wahrnehmung der Bedürfnisse anderer
– Anerkennung und Akzeptanz von Gleichheit und Würde der Menschen

Konkret angewendet?
Wenn die Abgeordneten der Regierungsparteien mich als (potentielle) Täterin ansehen – und das tun sie siehe oben „Datenschutz ist Täterschutz“ – dann bedeutet die Anerkennung und Akzeptanz von Gleichheit und Würde, daß auch die Abgeordneten in gleichem Maße wie ich potentielle Täterinnen und Täter sind. Wir haben dann ein Menschenbild, das davon ausgeht, daß der Mensch von Grund auf böse ist und seine Handlungen kontrolliert werden müssen, damit er anderen nicht schadet. Das ist nach meinem Empfinden eine völlige Abkehr von der Idee der Menschenwürde.

Hohe Transparenz vermisse ich in vielen Themen – TTIP und NSA-Überwachung mögen als Beispiele an dieser Stelle reichen. Auch fehlt bis heute eine nachvollziehbare Erläuterung zur Notwendigkeit und Angemessenheit der Vorratsdatenspeicherung. Warum sollte ich jemandem vertrauen, der mir Dinge verheimlicht?

Ehrlichkeit und Fairneß? Reden wir über die wirklichen Gründe, warum #VDS eingeführt wird? Ich glaube nicht. Aber schlimmer noch finde ich, daß mit dem neu eingeführten Tatbestand der „Datenhehlerei“ auch der investigative Journalismus „beerdigt“ wird. Müssen Politiker dann nicht mehr ehrlich sein und keine Verantwortung für Ihr Verhalten mehr tragen, da es ja niemand mehr herausfinden und veröffentlichen darf?

Respekt, Mitgefühl und Wahrnehmung der Bedürfnisse anderer Menschen? Ich höre immer „wir haben ja nichts zu verbergen“. Ja, eben! Gerade weil wir nichts zu verbergen haben, gibt es keinen einzigen Grund, unsere Daten anlaßlos zu speichern. Warum müssen staatliche Behörden herausfinden können, wann ich mit wem telefoniert habe, insbesondere wann jemand einen Arzt, einen Psychotherapeuten, einen Journalisten oder einen Anwalt (Reihenfolge beliebig!) kontaktiert hat? Außerdem: wie stellen die staatlichen Stellen sicher, daß gespeicherte Daten nicht gehackt/mißbraucht werden können? Jede zusätzliche Datensammlung stellt einen großen Schatz für „böse Menschen“ dar ……

Fazit
Der Staat vertraut mir und uns allen ganz offensichtlich nicht, er hält unsere ständige Kontrolle für notwendig – denn wir könnten ja irgendetwas machen, was dem Staat „mißfällt“. Ja, lieber Staat – auch Du kannst ständig etwas machen, das mir mißfällt. Warum bitte sollte ich Dir vertrauen?

#Bildungstag bei Twitter

Ganz kurz und eher zufällig habe ich heute den Hashtag „Bildungstag“ bei Twitter erspäht – denn heute war der erste europaweite #Educationday beziehungsweise #Bildungstag auf Twitter. Ich habe – leider – wenig davon mitbekommen, trotzdem möchte ich ein paar Zeilen dazu schreiben.

Bildung …..
Schon der Begriff „Bildung“ ist sperrig. Es gibt keine allgemeingültige Definition dieses Begriffes, aber die meisten von uns verbinden Bildung wohl mit formalen Systemen wie Schule und Hochschule. Oft steht eher das (formale) Ergebnis im Vordergrund, weniger der Weg zum Ergebnis. Begriffe wie Allgemeinbildung, Einbildung, Ausbildung, Weiterbildung und Fortbildung unterstreichen dieses Verständnis, sie haben nur noch mit den Ideal von Humboldt oder Kant zu tun. Auch die Ankündigung von Twitter stellte einen eher formalen Bildungsbegriff – „Austausch zwischen Personen und Institutionen, die sich mit dem Thema Bildung beschäftigen“ – in den Vordergrund. Ja, sicher wichtig, aber …

Lernen mit Twitter
Viel spannender finde ich es, Twitter zum informellen Lernen zu nutzen. Dieser Aspekt ist heute – soweit ich das sehen konnte – nicht zur Sprache gekommen. Durch meine Twittertimeline habe ich schon sehr viel gelernt – sowohl in meinem Fachgebiet als auch in vielen anderen Bereichen. Ich habe spannende (rechtliche) Diskussionen mitbekommen, lese viele verlinkte Beiträge und Artikel, ich informiere mich über aktuelle Trends und neue gesellschaftliche, rechtliche und auch technische Entwicklungen.

Es ist eine Art großes Serendipity-Prinzip – ich finde Wissensperlen ohne sie konkret zu suchen und ich kann spontan entscheiden, ob ich diesen „Wissenshäppchen“ folge und mich damit beschäftige oder ob ich „wegschaue“. Ja, das kostet oft Zeit und manchmal erscheint es auch ineffizient, andererseits bekomme ich so sehr schnell sehr vieles mit, das ich an anderen Stellen (beruflich und persönlich) wieder nutzen kann.

Meine Twittertimeline ist daher – gerade weil „Lernen“ gar nicht im Vordergrund steht – ein phantastischer Lernort.

Die Wahl des Obertiers

Gestern, als ich gegen Abend einen kurzen Spaziergang machte, trat plötzlich ein Fuchs auf mich zu. Ich erschrak natürlich, doch er sagte sofort „Keine Angst, ich möchte Dir nur eine Geschichte erzählen.“ Es war eine unglaubliche Geschichte und deshalb schreibe ich sie auf, solange sie mir noch gut im Gedächtnis ist.

Eines Tages wollten die Tiere ein neues Obertier wählen. Der Bär, der schon lange das Obertier gewesen war, trat natürlich wieder zur Wahl an. Als großes und starkes Tier – so fand er – gebührte ihm die Wiederwahl. Aber was ist eine Wahl ohne Gegner? Das Wiesel, das schon länger im Rat der Tiere gemeinsam mit dem Bären gearbeitet hatte, trat ebenfalls zur Wahl des Obertieres an.
Zunächst konnten sich die Tiere nicht so richtig entscheiden, ob sie lieber den Bären oder das Wiesel als Obertier wählen wollten. Eine Stichwahl mußte her.

Nur wenige Tiere zeigten wirklich Interesse an der Wahl. Viele waren gelangweilt, resigniert und lustlos. Der Hund, der auf der Bühne des Waldes, das zweite Tier der bremisch-stadtmusikalischen Vereinigung war, hatte jedoch eine deutliche Meinung zu dieser Wahl. Damit möglichst viele Tiere diese Meinung mitbekamen ritzte er in seinen Baum – an dem immer viele Tiere vorbeikamen – eine deutliche Botschaft. Er warf (in derber Sprache) dem Bären den Winterschlaf und seine Liebe zu Honig vor, lobte die Flinkheit und Energie des Wiesels und sagte ihm eine glänzende Zukunft voraus, wenn es sich nur deutlich genug vom Bären fernhalten würde. Einige Tiere vernahmen die Botschaft, auch der Bär.

Der Bär war verletzt, sehr verletzt. Das war einerseits verständlich – denn wer wollte schon ein Wiesel als Obertier bevorzugen, wenn man einen großen und starken Bären haben konnte; andererseits war es nicht verständlich – konnte denn ein großer und stärker Bär Angst vor einem Wiesel und der Äußerung eines Hundes haben?
Vielleicht hätten Bär, Wiesel und Hund diese Frage – wie andernorts schon erprobt* – in einem Gesangswettwerb geklärt. Aber die Zeit war knapp, der Honig vielleicht auch und der Bär schon leicht ungeduldig. So schickte er dem Hund und der bremisch-stadtmusikalischen Vereinigung nur eine kurze Botschaft, in der er sein Mißfallen an den Baumkritzeleien des Hundes ausdrückte.

Vermutlich war der Bär schon damit zufrieden, daß er überhaupt etwas unternommen und damit seine Größe und Stärke gezeigt hatte, vielleicht ging der Bär auch davon aus, daß der Hund seine Baumkritzeleien schnell entfernen oder zumindest ändern würde. Wir wissen es nicht.
Die Sperlinge pfiffen es von den Dächern als die bremisch-stadtmusikalische Vereinigung – vertreten durch ihr Obertier, die Katze – sich auch noch äußerte. Hund und Katze halt – das ist halt immer ein ergiebiges Thema und man ahnt schon, daß die Äußerung für den Hund nicht besonders angenehm ausfiel. Die Katze forderte vom Hund Neutralität und Pfotengefühl. Als zweites Tier der bremisch-stadtmusikalischen Vereinigung sei er dazu verpflichtet. Der Hund war erbost und berief sich auf die Verfassung der Tiere, die auch ihm ein Recht gibt, seine Meinung in seinen Baum zu ritzen. Auch dies ritzte er natürlich in seinen Baum.

Die Sperlinge hatten viel zu pfeifen in diesen Tagen und waren am Abend sicherlich rechtschaffen müde. Die Tiere waren mittlerweile ermüdet und während Bär und Wiesel sich um die Wahl des Obertiers kümmerten, waren auch Hund und Katze „gut“ beschäftigt.

Der Fuchs lief schweigend neben mir her. Und – fragte ich – wer hat die Wahl des Obertiers gewonnen? Das ist nicht die richtige Frage antwortete der Fuchs. Wichtiger ist eigentlich, ob es irgendjemanden gibt, der nicht verloren hat. Während ich noch über diese Antwort nachdachte, verschwand der Fuchs im Wald. Unter dem nächsten Baum fand ich ein aufgeschlagenes Büchlein – ganz dick stand dort „Meinungsfreiheit“.

* Jorge Bucay: Gesangswettbewerb

Falsche Frage …….

Es ist immer wieder erstaunlich, wieviel Einfluß die Formulierung einer Frage auf den Inhalt und den Verlauf eines Gesprächs/einer Diskussion haben kann. Gute Fragen können „wie Küsse schmecken“ (so auch der Titel eines sehr spannenden Buches von Carmen Kindl-Beifuß) und damit gute und spannende Gespräche eröffnen, weniger gute Fragen verbauen den Weg zum Gespräch, setzen den Befragten manchmal sogar unter Druck oder stellen ihn bloß (anschaulich geschildert im Buch „Warum? Von der Obszönität des Fragens“ von Aron Ronald Bodenheimer).

Warum ich dieses Thema jetzt aufgreife? Sonntag vor einer Woche entspann sich auf Twitter eine Diskussion rund um das Thema Live-Streaming von Sessions auf Barcamps. Die Frage, die – zunächst unausgesprochen – im Raum stand, war „Live-Streaming bei Barcamps – pro oder contra?“ Eine offene Frage, die völlig unterschiedliche Sichtweisen und Aspekte im Rahmen des Gesprächs zuließ. So haben wir im Verlauf des Sonntags unter anderem über die Vor- und Nachteile für Sessiongeber, Teilnehmer, abwesende Interessierte, Orga-Teams und Sponsoren gesprochen. Die „Streaming-Kompatiblität“ unterschiedlicher Inhalte war ebenso Thema wie die Frage der Sponsorengewinnung und damit der Finanzierung von Barcamps. Die 140-Zeichen-Begrenzung bei Twitter war für uns alle immer wieder eine Herausforderung – es ist gar nicht so einfach, komplexe Inhalte in kurzen Tweets halbwegs verständlich darzustellen. So war es nicht verwunderlich, daß wir auf die Idee kamen Blogbeiträge zu „Livestreaming bei Barcamps – pro oder contra?“ zu schreiben. Der „pro-Beitrag“ erschien im Stream-Café, mein „contra-Beitrag“ in diesem Blog, weitere Beiträge werden vielleicht noch folgen.

Gerade weil die Diskussion zu dem Thema sehr spannend war, fand ich die Idee, das Gespräch in einem Hangout fortzusetzen zunächst gut. Dabei bin ich aber davon ausgegangen, daß auch dem Gespräch im Hangout dieselbe offene Fragestellung „Livestreaming bei Barcamps – pro oder contra?“ zugrundeliegt. Eine Fehlannahme! Aus der offenen Ursprungsfrage ist nämlich „Geschützte Räume, Autorisierungen, Regeln: Wie offen sollen Barcamps sein?“ geworden. Das mag aus Sicht der Streaming-Befürworter eine wichtige Frage sein, mit der offenen Ursprungsfrage hat diese Frage aber nichts mehr zu tun. Vielmehr steckt in der Frage schon die wertende Grundannahme und „Unterstellung“, daß ein Barcamp ohne Streaming gerade nicht offen ist. Das sehe ich anders und dazu werde ich sicherlich irgendwann auch etwas schreiben.

Wesentlich ist für mich aber folgender Punkt: es macht für mich keinen Sinn, eine derartig einseitig formulierte Frage in einem Hangout zu diskutieren. Die Fragestellung lädt gerade nicht dazu ein, unterschiedliche Aspekte zu beleuchten und zu hinterfragen, es ist auch keine Weiterführung der ergebnisoffenen Diskussion, denn die Frage beinhaltet das (gewollte) Ergebnis ja schon. Schade, denn so hat die Diskussion ihren Charme völlig verloren!