Es ist das Jahr der Premieren für mich ….. erstes Barcamp (siehe anderes Posting) und erste republica. Eigentlich wollte ich schon letztes Jahr kommen, aber zeitlich hat es nicht geklappt und ich habe kurz vor der Veranstaltung mein Ticket weggegeben ….
Dieses Jahr bin ich aber dabei! Ich bin sogar extra um 5 Uhr morgens aufgestanden (so gar nicht meine Zeit ….), um schon kurz nach 10 Uhr in Berlin anzukommen …… Entsprechend müde war ich dann gestern Abend!
Mein erster Eindruck:die republica ist laut und bunt. Beides ist natürlich ein großer Unterschied zu anderen Konferenzen. Aber – und da unterscheidet sich die republica nicht von den anderen Konferenzen – ist es zeitlich sehr durchgeplant, es gibt sehr viele Vorträge/Inhalte und eigentlich sehr wenig Möglichkeiten zum Austausch, zum Ins-Gespräch-kommen und zur Vernetzung. Das mag für die Leute anders sein, die schon sehr viele Teilnehmer kennen – ich hatte gestern ganz klar das Gefühl, daß es kaum Gespräche gab.
Aber im Einzelnen:
Mein Startvortrag war der gläserne Künstler auf #stage6. Danke an die Beteiligten für das Offenlegen aller Zahlen. Es ist schon sehr spannend, einen Einblick in diese für mich fremde Welt zu erhalten. Ich hätte mir die Zahlen (vor allem die Durchschnittszahlen) auch höher vorgestellt und war dementsprechend etwas erschüttert. Schön, daß die Künstler damit zufrieden sind und sich über den Erfolg freuen (das ist nicht ironisch gemeint). Erfolg und Mißerfolg sind ganz deutlich eine Frage der Perspektive.
Weiter ging es für mich auf #stage5 mit dem Vortrag von Udo Vetter. Humorvoll und mit provozierenden Aussagen gab Udo Vetter einen Überblick über die rechtlichen Stolperfallen beim Publizieren im Netz – besondere Aufmerksamkeit nahm dabei der Fall „Ariane Friedrich“ ein, in der Folge ging es aber auch um Urheberrecht an Fotos/Videos, Zitatrecht, Impressumspflicht und Datenschutzhinweise. Inhaltlich war das für mich nicht neu, es wurde aber gut aufbereitet.
Weiter ging es für mich mit Self Publishing auf #stage2.Hier wurden die Vor- und Nachteile der Zusammenarbeit mit Verlagen bzw. des Self Publishing vorgestellt. Auch Verlagen verlangen mittlerweile die Mitarbeit der Autoren – z.B. über eigene Websites. Self Publishing verlangt jedoch erheblich mehr – es kommen auch technische Anforderungen dazu (Erstellen des EBooks), gleichzeitig bestehen Unsicherheiten im steuerlichen Bereich (gewerblich oder freiberuflich?). Den Rat „einfach beim Finanzamt“ anrufen kann ich zwar nachvollziehen, ich denke jedoch, man sollte sich vorher gut informieren!
In der Session „Raus aus dem Elfenbeinturm! – Forschung und Lehre zum MItmachen“ auf #stage8 konnte ich dann ein Menschen aus meiner Twittertimeline „live“ erleben. Ich habe (relativ passiv) beim MOOC #opco11 mitgelesen und versuche jetzt auch beim #opco12 mitzumachen. Gerade bei einem MOOC ist die Frage nach dem eigenen Lernziel sehr wichtig. Ich habe letztes Jahr durch die MOOC-Teilnahme ganz spannende technische Dinge gelernt (seitdem kenne ich z.B. Etherpads) – allerdings war es für mich zeitlich eng und ein konkretes Ziel hatte ich nicht (es ist eher ergänzend zu meiner beruflichen Tätigkeit). Erstaunt hat mich aber, daß heutige Studenten den neuen Lernformen nicht ganz so aufgeschlossen gegenüberstehen – das hätte ich mir eher andersherum vorgestellt …. Spannend war auch der Einblick in die Bereiche „Open Science“ und „Open Access“ – was auch zu einer kleinen Diskussion in meiner Timeline führte! Ein weiteres Highlight dieser Session: ich habe Monika König und Dörte Giebel persönlich kennengelernt (ich bin ganz mutig nach vorne gegangen und habe Monika angesprochen …). Ich hoffe, daß wir uns hier in Berlin noch treffen und einen Kaffee zusammen trinken!
Dann konnte ich der Ankündigung „Wie man die Welt verändert“ nicht widerstehen und fand mich bei #stage7 wieder. Es ging um die Frage, wie der Diskurs zum Thema Netzpolitik „besser“ oder „tiefer“ gestaltet werden kann, auch ging es um die Frage, warum die Ereignisse sich hier manchmal überschlagen. Hier „mußte“ ich dann auch zum Mikro greifen: Meines Erachtens ist es ganz stark eine Frage, wie wir alle mit uns mißfallenden Meinungen umgehen. Wenn ich einem Menschen sage „Deine Meinung ist falsch“ oder „Du hast doch keine Ahnung“, dann werde ich kaum mit diesem Menschen ein gutes und tiefes Gespräch über dieses Thema führen können. Erschreckt haben mich Äußerungen wie „Shitstorm ist eine Naturgewalt“ und „wir müssen lauter und aggressiver“ vorgehen. Das ist für mich genau der falsche Weg. Wenn ich laut und agressiv vorgehe, dann kann ich mit dem anderen nicht in einen Dialog kommen. Ich kann den Ärger über manche Äußerungen durchaus verstehen, aber das Schwinger der verbalen Keule halte ich nicht für hilfreich. Mal sehen, was sich aus diesem Thema entwickelt.
In der Pause habe ich dann ein gut gegrilles „Chipotle Chicken“ genossen, allerdings stand ich etwas allein auf dem Hof …… Die republica ist schon „etwas schwierig“, wenn mann wenig Leute kennt, die hier teilnehmen!
Da ich mich ja nicht von einem Gespräch losreißen mußte war ich pünktlich bei #stage7 zu „Splatter in der Spinnstube“. Es wurden blutrünstige Märchen der Gebrüder Grimm präsentiert und vorgetragen. Eine tolle Session – hat mir gut gefallen.
Zum Abschluß (bevor ich mir in Mitte mit einer Freundin ein Glas Wein gegönnt habe) wurde es nochmal philosophisch – auf #stage6 ging es um Strategien für eine offene Welt – zwischen Macchiavelli und Kollaboration. So sehr mich das Thema anzog, so sehr fühlte ich mich von Beginn an ausgeschlossen. Denn: der Referent sagte dieses Thema ist für zwei Gruppen wichtig – die EntscheiderInnnen in großen Unternehmen (bin ich eindeutig nicht) und die Menschen, die Internetprojekte entwickeln (bin ich eindeutig auch nicht). In der Folge sprach er immer wieder von wir (die EntscheiderInnen) und ihr (die Internetprojektentwickler). Ja, und ich? Ich fühlte mich plötzlich sehr einsam. Trotzdem hat mir der (sehr philosophische) Vortrag ein paar gute Anregungen gegeben.
Ein interessanter erster Tag, an dem ich viel gelernt habe. Allerdings wünsche ich mir für den zweiten Tag auch Gespräche! Mal sehen, ob es klappen wird ….